Seit 2011 beteiligt sich die Universität am Deutschlandstipendium – einer Förderung, die je zur Hälfte vom Bund und von privaten Förderern getragen wird. Mit der Aktion „Lehrende für Studierende“ möchte die Universität nun neue Förderer gewinnen. Ein Interview mit Vizepräsidentin Prof. Dr. Sabine Kyora.
FRAGE: Frau Kyora, was verbirgt sich hinter der Aktion „Lehrende für Studierende“?
ANTWORT: Zum einen richtet sich die Aktion natürlich an die Hochschullehrenden. Sie sind zuständig für Forschung und Lehre, sie tragen in den Fakultäten große Verantwortung und nehmen diese in vielerlei Weise wahr. In diesem Jahr möchten wir sie zusätzlich um ihre Hilfe bei der Einwerbung von Spenden für das Deutschlandstipendium bitten. Das Deutschlandstipendium macht es mittlerweile sehr einfach, sich für den fachlichen Nachwuchs einzusetzen. Dabei muss es nicht immer ein ganzes Stipendium sein: Ab 10 Euro kann in unseren Stipendienfonds gespendet werden. Welche Fakultät, welches Fach, welchen Abschluss man fördert – das und mehr kann man selbst bestimmen. Die Aktion soll also ein Weckruf an unsere Professorinnen und Professoren sein, ihre fachlichen und persönlichen Netzwerke zu aktivieren, um passende Förderer für die jungen Menschen zu finden, die sie in ihren Fakultäten und Instituten ausbilden. Auf der anderen Seite möchten wir die Studierenden selbst ansprechen. Wir möchten sie ermutigen, auf potenzielle Förderer zuzugehen – ob außerhalb oder innerhalb der Universität. Das mag etwas Mut kosten und Selbstvertrauen voraussetzen, zahlt sich aber oft aus. Denn: Je mehr Bildungsstifter wir vom Deutschlandstipendium überzeugen können, umso mehr Stipendien können wir vergeben und umso besser stehen für jeden Bewerber und jede Bewerberin die Chancen, mit einem Stipendium ausgezeichnet zu werden.
FRAGE: Haben Sie auch bereits Erfahrungen gesammelt mit Stipendiatinnen und Stipendiaten, die direkt durch Hochschullehrende gefördert werden?
ANTWORT: Ja, das haben wir schönerweise. Einer unserer treuesten Förderer ist Prof. Klaus P. Kohse, Studiendekan der Fakultät VI. Gemeinsam mit seiner Frau unterstützt er bereits seit 2012 Studierende der Universität Oldenburg – und das nicht allein aus seiner Fakultät. Im letzten Jahr sind zu den schon länger engagierten weitere Hochschullehrende hinzugekommen, was mich sehr gefreut hat. In diesem Jahr hoffen wir selbstverständlich auf mehr. Es ist noch reichlich Platz.
FRAGE: Wie schätzen Sie die Wirkung einer solchen Beziehung zwischen Professor und Studierendem ein – könnte sie zusätzlichen Druck auf die Stipendiatinnen und Stipendiaten aufbauen?
ANTWORT: Unsere Erfahrungen lassen eher das Gegenteil vermuten. Das Deutschlandstipendium ist eine Studienförderung , die auf Grundlage bereits erbrachter Leistungen vergeben wird. Sie wird zwar in der Erwartung weiterer hervorragender Leistungen verliehen, ist aber zum Zeitpunkt der Vergabe bereits im wahrsten Sinne des Wortes verdient. Wer ein Deutschlandstipendium bekommt, ist also niemandem etwas schuldig. Gleichwohl ist es das besondere Merkmal dieses Förderprogramms, dass es Geförderte mit Fördernden zusammenbringt. Dort, wo wir das an unserer Universität zwischen Lehrenden und Studierenden erlebt haben, sind die Erfahrungen durchweg positiv gewesen. Denn vor allem baut der persönliche Kontakt Schranken ab. Das öffnet nicht selten ganz neue Perspektiven auf die Arbeits- und Lebenswelt Hochschule. Von fachlichen Chancen ganz zu schweigen.
FRAGE: Wie wird entschieden, wer ein Stipendium bekommt und wer nicht?
ANTWORT: Die Entscheidung über die Vergabe der Stipendien trifft eine Auswahlkommission, die unter meinem Vorsitz aus den Dekaninnen und Dekanen der Fakultäten und der zentralen Gleichstellungsbeauftragten gebildet wird. Eine Auswertung von Hunderten von Bewerbungen muss aber natürlich auch vorstrukturiert werden. An dieser Stelle kommen dann die Auswertungsverfahren ins Spiel, die unsere Servicestelle Stipendien in den letzten zwei Jahren auch mithilfe des Feedbacks von Stipendiatinnen und Stipendiaten entwickelt hat. Ich möchte an dieser Stelle zudem einmal betonen, dass bei der Auswahl nicht allein akademische Leistungen zählen. Die übrigen Kriterien sind durchaus keine Nebensache. Insbesondere auf das ehrenamtliche Engagement legen wir in diesem Jahr besonderes Augenmerk. Aber auch die schon immer praktizierte Berücksichtigung von persönlichen Einschränkungen, von Kindererziehung neben dem Studium und anderen Faktoren, die eine akademische Laufbahn erwiesenermaßen erschweren können, setzen wir fort.
FRAGE: Gibt es eine Formel für die perfekte Stipendiatin, den perfekten Stipendiaten?
ANTWORT: Wir sagen immer: leistungsstarke und engagierte Studierende. Und das bringt es sehr gut auf den Punkt. Akademische Leistungen sind das Hauptkriterium, das macht schon das Gesetz deutlich. Wir – das heißt ich, das gesamte Präsidium und unsere Förderer – wünschen uns jedoch Studierende, die neben guten Noten auch Engagement mitbringen. Das Ehrenamt ist ein wundervoller Weg, über die Bedürfnisse und Beschränkungen der eigenen Person hinauszublicken und zu wachsen. Offene, an der Welt und am Mitmenschen interessierte, sich für das Gemeinwohl einsetzende Studierende – das sind meine persönlichen Wunschbewerberinnen und -bewerber.
FRAGE: Was hat man als Förderer von einem solchen Stipendium?
ANTWORT: Als Förderer hat man Gelegenheit, Menschen kennenzulernen die alle jene Qualitäten mitbringen, die Arbeitgeber – seien sie Forschungseinrichtungen, Schulen, Firmen oder NGOs – heute suchen und die auch unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert heute braucht: Fachlich gut ausgebildet, menschlich offen und engagiert. Wenn das Deutschlandstipendium eines mit Sicherheit tut, dann ist es, eine Auswahl von Studierenden zu finden, die diese Kriterien erfüllen. Und da wir an der Universität Oldenburg davon noch viele mehr haben, als wir in den letzten Jahren auszeichnen konnten, wünsche ich mir sehr, dass wir in diesem Jahr wieder mehr Stipendien vergeben können.