Rettung für die Lieblingskneipe

#WirVsVirus – unter diesem Motto engagierten sich rund 28.000 Freiwillige vom 20. bis 22. März online gegen das Coronavirus und seine Folgen. Bei dem so genannten Hackathon war auch ein Oldenburger Studierendenteam dabei.

#WirVsVirus – unter diesem Motto engagierten sich rund 28.000 Freiwillige vom 20. bis 22. März online gegen das Coronavirus und seine Folgen. Bei dem so genannten Hackathon war auch ein Oldenburger Studierendenteam dabei.

„Uns ist es wichtig, dass Oldenburg nach der Krise genauso lebendig und vielfältig bleibt wie vorher“, sagt Katrin Strassen. Gemeinsam mit elf Mitstreiterinnen und Mitstreitern hat die Master-Studentin am vorletzten März-Wochenende am Hackathon #WirVsVirus der Bundesregierung teilgenommen. Der Ideenwettbewerb dauerte 48 Stunden und mobilisierte insgesamt gut 28.000 Freiwillige. Ziel des Unterfangens war es, innovative Lösungen für die zahlreichen neuen Herausforderungen zu finden, die die derzeitige Krise mit sich bringt – etwa die Organisation von digitalem Unterricht, die Suche nach Erntehelfern, die Rekonstruktion von Corona-Infektionsketten. Oder eben die Unterstützung lokaler Unternehmen.

Der Plan des Oldenburger Studierenden-Teams: Wer einer der derzeit geschlossenen Oldenburger Kneipen, Bars oder auch einem Restaurant, Theater, Kino, Museum oder kleinerem Geschäft helfen möchte, kann auf einer Webseite auf einen entsprechenden Button klicken und dort ein virtuelles Getränk, Gericht oder Ticket kaufen – entweder als Spende oder als Gutschein, den man nach Ende der Krise einlösen kann. Die Auswahl reicht je nach Lokalität vom Cappuccino oder Bier bis zum Kino- oder Massagegutschein. Anschließend wird man zum Online-Bezahldienst PayPal weitergeleitet, der Betrag geht direkt an das ausgewählte Unternehmen.

Flexible Organisation

Die Idee, an dem Hackathon teilzunehmen, hatten die beiden Oldenburger Physik-Studenten Robert Kummer und Linus Kemme. Sie mobilisierten in ihrem Freundeskreis insgesamt zwölf Studierende, die sich am Abend des 20. März über Skype zusammenfanden. Zehn von ihnen studieren an der Universität Oldenburg, unter anderem Physik, Engineering Physics, Nachhaltigkeitsökonomik und Informatik, die meisten im Master. „Auch wenn wir uns vorher nicht alle persönlich kannten, sind wir über das Wochenende als Gruppe gut zusammengewachsen“, berichtet Strassen, die Neuropsychologie studiert.

Das Team verständigte sich zunächst auf eine Aufgabe. Dabei nahmen sich die Studierenden das Projekt „Kiezretter“ zum Vorbild, das Kultureinrichtungen und Gastronomie-Betriebe in ganz Deutschland über eine Webseite unterstützt. „Speziell für Oldenburg gab es so etwas noch nicht, daher wollten wir die Idee auf lokaler Ebene umsetzen“, sagt Strassen. Schnell waren die Aufgaben verteilt: Ein Teil der Gruppe kümmerte sich darum, die Webseite einzurichten, andere fertigten ein Zwei-Minuten-Video an, das als Teil des Hackathon-Ergebnisses bis zum Sonntagabend hochgeladen werden musste. Weitere Kleingruppen entwarfen Texte und Muster-Emails, machten Fotos, entwickelten ein Logo – und den Projekttitel „Rückenwind für Oldenburg“.

Der Kontakt mit den Organisatoren und mit anderen Gruppen lief über eine Plattform namens Slack. Dort konnte sich das Rückenwind-Team zum Beispiel mit Mentoren aus dem Organisationsteam des Hackathons austauschen. „Wir hatten Fragen zum Datenschutz und konnten dort schnell jemand finden, der uns geholfen hat“, berichtet Strassen. Informationen zum Ablauf des Hackathons oder dazu, wo welche Ergebnisse hochzuladen waren, erhielten die Teilnehmer über Video-Streams und Live-Chats.

Spender gesucht

Das Oldenburger Team nutzte die Zeit und hatte am Ende der Frist am Sonntag, 18 Uhr, eine fertige Webseite und ein Video produziert, das das Projekt kurz vorstellt. Inzwischen unterstützt die Webseite gut eine Handvoll Lokalitäten. Spenden sind auch schon eingegangen. „Jetzt geht es darum, noch mehr Betreiber und Spendenwillige auf unsere Webseite aufmerksam zu machen“, sagt Strassen.

Sie ist von der Erfahrung, Teil des Massen-Digital-Events zu sein, immer noch begeistert: „Es hat richtig viel Spaß gemacht. Und es ist ein tolles Gefühl, in der aktuellen Lage etwas Nützliches beisteuern zu können“, so die Studentin. Sie zeigt sich beeindruckt davon, wie groß Motivation und Kreativität der Teilnehmer waren und wie viele Ideen an diesem Wochenende diskutiert und umgesetzt wurden: Fast 1500 Projekte waren es am Ende, darunter digitale Marktplätze, Plattformen, auf denen Medizinstudierende einen Einsatzort als freiwillige Helfer finden können oder Bauanleitungen für Schutzmasken mit dem 3D-Drucker. Eine Jury zeichnete 20 Projekte besonders aus, die nun teilweise vom Bundeskanzleramt finanziell bei der Umsetzung unterstützt werden.

Positive Rückmeldungen

Das Rückenwind-Team macht ebenfalls weiter, auch ohne Finanzspritze. Darauf sei das Projekt nicht angewiesen, da das Betreiben der Plattform keine weiteren Kosten verursache, sagt Strassen. Motiviert wird das Team unter anderem durch positive Rückmeldungen der ersten Teilnehmer. „Bei dem ersten Club, der sich registriert hat, sind schon einige Spenden eingegangen. Die Mitarbeiter haben sich sehr gefreut und vielmals bei uns bedankt“, so die Studentin.

Wer seiner Lieblingskneipe, dem Café um die Ecke oder einer anderen Oldenburger Einrichtung helfen möchte, findet Informationen unter https://rueckenwind-ol.de/. Interessierte Lokalitäten können sich dort über ein Formular registrieren und werden dann der Webseite hinzugefügt.

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