Zerstörungen, Emotionen – Kunstwerke: Studierende des Instituts für Kunst und visuelle Kultur untersuchten die ästhetische Qualität von Deformationen. In der Ausstellung "deconstruction circus" sind ihre Arbeiten nun in Oldenburg zu sehen. Kim Triebe und Alina Edelmann im Interview.
FRAGE: Was ist für Sie das Faszinierende an dem Prozess der Zerstörung?
EDELMANN: Selbst die geplante Zerstörung ist nie genau vorhersehbar - es kann Unerwartetes passieren, und gerade dieses Unvorhersehbare ergibt dann ein ganz neues, faszinierendes Bild. Die Tatsache, dass nichts mehr so ist wie es war, kombiniert mit der Suche nach dem Ästhetischen in der Zerstörung, hinterlässt Spuren. Jedes Mal, wenn wir etwas zerstört haben, haben wir dabei eine unsichtbare Grenze überschritten, die wir als besonders reizvoll empfanden.
FRAGE: Welche Rolle spielen Emotionen? Muss man nicht wütend sein, um etwas zu zerstören?
TRIEBE: Wut und Zerstörung sind oft Grund für eine Dekonstruktion, sie sind aber keinesfalls notwendig. Wir haben gelernt, vor allem mutig zu sein und unsere eigenen Grenzen zu überschreiten, denn manchmal war Unwillen oder sogar Angst da, etwas zu zerstören. Aber auch der Spaß kam nicht zu kurz.
FRAGE: Ist es möglich etwas besonders „gut“ oder „schön“ zu zerstören?
EDELMANN: Gut und schön ist immer subjektiv. Aber klar, Zerstörung und ihr Resultat können sehr ästhetisch sein. Bei uns gab es vor der Zerstörung ein ästhetisches, anspruchsvolles Bild im Kopf...und nach der Zerstörung ebenfalls.
FRAGE:Alle beteiligten Studierenden haben Ausstellungsobjekte entworfen. Woran haben Sie sich orientiert?
TRIEBE: Wir haben uns am eigenen Unwillen orientiert und an eigenen Interessen und der eigenen Neugier. Das heißt, wir haben auch Sachen gewagt, die uns eigentlich zuwider sind. Unsere Inspiration schöpften wir aber auch aus dem dekonstruierenden Prozess selbst, seinen Bildern, seinen Resultaten und seinen Spuren.
FRAGE: Wer sind die künstlerischen Vorbilder in diesem Bereich?
EDELMANN: Die Fluxus-Kunstbewegung, Künstler wie Niki de Saint Phalle, Gustav Metzger, Alain Badiou, Asger Jorn, Timm Ulrichs, John Chamberlain und Yoko Ono.
FRAGE: Welche Dinge wurden zerstört? Gab es Vorlieben, oder gibt es auch Dinge, die man niemals zerstören würde?
TRIEBE:Wir haben ganz unterschiedliche Dinge dekonstruiert: Von einem Polstersessel über Kleidung, Lebensmitteln bis hin zum eigenen Körper. Beim Körper ging es nicht um Zerstörung sondern um eine Transformation des Körpers zum Beispiel mit Hilfe von Kleidung oder Schriftzügen, die auf den Rücken geschrieben wurden. Dinge mit persönlichem oder finanziellem Wert zu zerstören, hätte sicherlich einen besonderen Reiz, aber wir haben den Wert der Dinge bewusst außen vor gelassen.
Ausstellung "deconstruction circus": 24. Juni bis zum 4. Juli im Ullmann-Haus Oldenburg (Lange Straße 91
Die Öffnungszeiten: 25., 27., 28., 29., Juni, jeweils 15.00 bis 19.00 Uhr, 1., 2., 4., Juli, jeweils 15.00 bis 19.00 Uhr.