Am 11. Mai eröffnen Oldenburger Masterstudierende im Schlauen Haus die selbst organisierte Ausstellung „WIE WIR WISSEN – Schnittstellen zwischen Forschung und Alltag“. Stücke aus den Sammlungen der Uni werden dabei in einen ungewohnten Kontext gesetzt.
Fliederfarbene Holzteile stapeln sich in einer Hauseinfahrt, unter weißen Kunststoffpavillons wird emsig gestrichen. Zehn Studierende des Oldenburger Masterstudiengangs „Museum & Ausstellung“ widmen sich engagiert ihrem Projekt – wovon auch die vielen Farbflecken auf ihrer Kleidung zeugen. Am Samstag ist es endlich so weit: dann eröffnet ihre Ausstellung „WIE WIR WISSEN – Schnittstellen zwischen Forschung und Alltag“. Und noch bleibt Zeit, die letzten Gegenstände anzufertigen.
Die Studierenden möchten die Verbindung zwischen Wissen und alltäglichem Leben thematisieren. Ihre Fragen: Woher beziehen wir unser Alltagswissen? Welches Wissen erhalten, geben wir weiter oder verlieren wir während unseres Lebens? Wie sensibilisieren oder manipulieren uns Medien, Menschen und Moden heute wie in der Vergangenheit? Um dem auf den Grund zu gehen werden die Ausstellungsbesucher zu einem Rundgang durch eine inszenierte Wohnung eingeladen. Dort begegnen ihnen gesellschaftsrelevante Themen, die mit Objekten aus den universitären Sammlungen und eigens gestalteten Möbelstücken in Verbindung gebracht werden. Von der Körperwahrnehmung über Medienkonsum und Geschlechterbilder bis zur Genmanipulation. Im Schlafzimmer gehe es beispielsweise um „(Ver)Kleidung“, verrät die Studentin Julia-Louise Bokermann: „Wir haben hier einen Ganzkörperspiegel aufgestellt. Die Frage, die wir der Betrachterin oder dem Betrachter damit direkt stellen, ist: ‚Wie (ver-)kleidest Du dich?“ Andere Fragestellungen der Ausstellung ergäben sich eher aus den Objekt- oder Raumtexten. Über Post-Its, so Bokermann weiter, können sich die Ausstellungsbesucher schließlich selbst einbringen – mit Meinungen, Kommentaren, Assoziationen oder auch eigenen Fragen und Antworten.
„Direkt im Alltag der Menschen platziert“
Selbst eine Ausstellung auf die Beine zu stellen ist fester Bestandteil des Studiengangs, der am Institut für Materielle Kultur angesiedelt ist. In der Themenwahl sind die Studierenden völlig frei. „Es gab nur eine Vorgabe: Die Sammlung der Universität musste mit einbezogen werden“, erklärt Alexander Duschek, der ebenfalls zum Projektteam gehört. „Was wir aber unbedingt wollten, war, das Wissen, das bisher im akademischen Kontext – dem vermeintlichen Elfenbeinturm – präsentiert wurde, jenseits vom Campus zu inszenieren. Deswegen haben wir die Sammlungsstücke direkt im Alltag der Menschen platziert, nämlich Zuhause“, so Duschek weiter. Im Wohnzimmer sind es unter anderem die Schellackplatten aus dem Fundus der Uni-Bibliothek, im Schlafzimmer Kleider aus der Sammlung für Textile Alltagskultur. Im Badezimmer dreht sich alles um das Leitthema "Körpergefühle", veranschaulicht durch Dinge aus verschiedenen Beständen: von der Menstruationsunterhose bis zum anatomischen Beckenbodenmodell. Begleitend zur Ausstellung werden Führungen, verschiedene Workshops und ein Kneipenquiz angeboten.
Unerwartete Herausforderungen
Seit einem Jahr arbeiten die Studierenden nun schon an der Ausstellung. Dabei wurden sie vor viele unerwartete Herausforderungen gestellt. „Keiner von uns hatte beispielsweise Erfahrungen mit der Finanzierung von Ausstellungen“, erklärt Duschek. Die Masterstudierenden organisierten sich in kleinen Teams, um alle Aufgaben möglichst sinnvoll untereinander aufzuteilen – von der Projektkoordination bis zum Location-Scouting. Julia-Louise Bokermann übernahm gemeinsam mit einer Kommilitonin die Öffentlichkeitsarbeit. Eine Erfahrung, die sie nicht missen möchte. „Ich kann mir gut vorstellen, auch später im Marketing oder in der Öffentlichkeitsarbeit eines Museums zu arbeiten. Am liebsten in einem Kunstmuseum.“
Gut vorbereitet aufs Berufsleben
Die Vorkenntnisse, die die Studierenden des Masters „Museum und Ausstellung“ mitbringen, sind zum Teil sehr verschieden. Duschek hat bereits einen Master in Geschichte, Bokemann studierte zuvor Kunstgeschichte. Sie eint der Wunsch nach Praxiserfahrung. „Das Projekt ist eine sehr gute Möglichkeit, die Erfahrungen zu sammeln, die man später im Berufsleben braucht“, sagt Duschek. Trotz einiger Hürden sind beide optimistisch, dass alle Möbel bis zum Ausstellungsbeginn fertig gestellt sein werden. „Das ist für mich ein Highlight des ganzen Projekts: Tatsächlich zu sehen, wie die monatelange Planung endlich Gestalt annimmt“, freut sich Bokermann.
Die Ausstellung „WIE WIR WISSEN – Schnittstellen zwischen Forschung und Alltag“ ist vom 11. bis 31. Mai im Schlauen Haus (Schloßplatz 16, 26122 Oldenburg) zu sehen.