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  • Im Rampenlicht: Physik-Promovend Jannik Ehrich bei den Deutschen Science Slam Meisterschaften am 2. Dezember in Ulm. Foto: ROXY Ulm

  • Volles Haus in Ulm: Mit Science Slams lassen sich auch Laien für ausgefallene Forschungsthemen begeistern. Foto: ROXY Ulm

  • Im Mai gewann Jannik Ehrich den Oldenburger Science Slam und konnte das "Goldene Gehirn" mit nach Hause nehmen. Foto: Universität Oldenburg

„Ich habe den besten Job der Welt“

Jannik Ehrich ist Doktorand in der Theoretischen Physik. Er versteht es, sein Fach auch Laien nahe zu bringen. Im Mai nahm er folgerichtig das erste Mal beim Oldenburger Science Slam teil – um nur wenige Monate später zu einem der besten deutschen Slammer gekürt zu werden.

Der Universität Oldenburg ist Jannik Ehrich schon lange verbunden: Bereits als Schüler nahm er im Frühstudium an Physikvorlesungen teil. Nach einem kurzen Ausflug an die Bremer Jacobs University landete er im Oldenburger Bachelor Engineering Physics und schließlich im Masterstudiengang Physik. Seitdem ist das Fach auch seine Leidenschaft, das Thema seiner Promotion: Der Zusammenhang von Thermodynamik und Informationstheorie.

Was auf den ersten Blick für die meisten Menschen wie ein Buch mit sieben Siegeln erscheint, schafft Ehrich so zu verpacken, dass es selbst Kinder verstehen: Als Science Slammer tritt er gegen andere junge Wissenschaftler an, um in anschaulichen und unterhaltsamen Kurzvorträgen einem breiten Publikum das eigene Forschungsthema nahezubringen.

„Wie Information mikroskopische Maschinen antreibt“ – mit diesem Thema stand Ehrich im Mai beim siebten Oldenburger Science Slam zum ersten Mal auf der Bühne: Er erzählte von Zügen, die mit Wind fahren, geschrumpften Menschen mit Saugnäpfen an der Füßen und Molekülen, die gleichsam durch unsere Zellen laufen – und sicherte sich so die Gunst des Publikums. Am Ende bekam der Physiker den lautesten Beifall und konnte als Gewinner des Abends den Hauptpreis, das „Goldene Gehirn“, mit nach Hause nehmen.

Der Spaß steht im Vordergrund

Für ihn selbst war das eine ziemliche Überraschung: Eigentlich habe er sich nur angemeldet, um sich selbst zu beweisen, dass er vor Leuten reden könne, erzählt Ehrich bei einem Kaffee in der Wechloyer Cafeteria. „Das passiert ja sonst nicht. Ich sitze da oben in meinem Kämmerlein, hab nicht viel mit anderen Menschen zu tun. Und schon gar nicht spreche ich vor einem Publikum, dass auch wirklich was erwartet.“ 

Nach dem Sieg in Oldenburg kam seine Slammer-Karriere unverhofft in Gang: „Wenn man einmal bei einem Science Slam dabei war, dann ist die Email-Adresse in allen möglichen Verteilern“, erzählt Ehrich. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Einladung folgte. Er trat beim Science Slam in Bremen an, siegte erneut, qualifizierte sich für die Norddeutschen Meisterschaften in Osnabrück, und konnte  auch diesen Wettbewerb für sich entscheiden.

Anfang Dezember war Ehrich einer von acht Kandidaten bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm und wurde fünfter – ein weiterer Höhepunkt seines rasanten Jahres. Dass er dieses Mal nicht gewonnen hat, stört ihn nicht. Der Spaß steht für den Nachwuchsforscher beim Slammen im Vordergrund: „Endlich hat man ein Publikum vor sich, dass auch mal lacht, das engagiert ist und wirklich erfahren möchte, was man da erzählt.“

Themen vermitteln mit Spaß und Euphorie

Die Idee zu seinem aktuellen Slam kam ihm bei einem Frisörbesuch: Als gebürtiger Oldenburger gehe er seit Jahr und Tag zum gleichen Salon, der direkt an einer Bahnlinie liegt. „Ich weiß noch: Als kleines Kind, immer wenn die Bahn vorbeifuhr, konnten die meine Haare nicht schneiden, weil ich sofort zur Seite geschaut habe, dem Zug hinterher. Die verbinden das mit mir“, erinnert sich Ehrich. Als er dann versuchte, zu erklären, an was er forscht, kam ihm die Idee, den Zug als Bild zu verwenden. „Und dann fängt man an, diese Bilder weiterzuentwickeln.“ Dabei standen ihm auch die Physiker-Kollegen und -Kolleginnen mit guten Ideen zur Seite und fieberten kräftig mit.

Grade das reizt Ehrich aber am Slammen: den Menschen ein Thema zugänglich machen, zu dem sie sonst wenig Verbindung haben. Am liebsten würde er auch Schülerinnen und Schüler von seinem Fach begeistern. Selten sei ihm ein Lehrer oder Dozent begegnet, der mit Spaß und Euphorie versucht hat, seine Themen zu vermitteln. Dabei sei gerade das so wichtig. „Ich hätte nie Physik studiert, wenn mein Mathelehrer mir nicht vorgeschlagen hätte, ein Frühstudium zu machen“, erinnert er sich. Lehrer zu werden, war und ist für ihn jedoch keine Option. „Ich kann mir nicht vorstellen, das den ganzen Tag zu machen. Außerdem bin ich ein lausiger Experimentator“, gibt er lachend zu.

Stattdessen wollte er immer Pilot werden. Er war sogar im Auswahlverfahren der Lufthansa – die Zusage für einen Studienplatz in Physik hielt ihn dann aber davon ab, diesen Weg tatsächlich einzuschlagen. Ehrich bereut es nicht: „Ich habe den besten Job der Welt. Tagelang über ein mathematisch-physikalisches Problem nachzudenken, dafür Geld zu kriegen und davon leben zu können, das ist schon ziemlich cool.“

Einfach mitmachen

Ob er im nächsten Jahr wieder in den Science Slam-Ring steigt, weiß Ehrich noch nicht. „Ich müsste mir ein neues Programm überlegen, ich kann nicht immer das Gleiche erzählen.“ Ideen habe er schon, die Verpackung fehle aber noch – „Und darauf kommt es an.“ Außerdem sei es auch eine Zeitfrage: Eine ganze Woche hat er nonstop an seinem Vortrag gearbeitet, bevor er das erste Mal auf die Bühne ging. Und obwohl der Vortrag seit dem quasi fertig in der Schublade liegt, nimmt er sich vor jedem Auftritt noch einmal die Zeit, sich intensiv vorzubereiten: „Ich bin ein ganz nervöser Typ, der dann vorher alles auswendig lernen muss“, gibt er zu.

Allen, die Lust haben, mal bei einem Science Slam mitzumachen, empfiehlt er, es einfach zu machen: „Ich glaube, das kann jeder – das ist ja keine Wissenschaft an sich.“ Wer Lust hat, vielleicht beim nächsten Oldenburger Science Slam im Mai 2018 mitzumachen, kann sich im Vorfeld Inspiration holen: Die Organisatoren des Slams – das Forschungszentrum Neurosensorik, die Graduiertenakademie und die Graduiertenschulen für Geistes- und Gesellschaftswissenschaften (3GO) sowie für Naturwissenschaft und Technik (Oltech) in Kooperation mit dem Oldenburgischen Staatstheater – bieten jährlich einen Vorbereitungsworkshop an. Mal sehen, wer im Frühjahr dann das Goldene Gehirn in den Händen halten wird.

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