Eine fremde Kultur möglichst unvoreingenommen kennenzulernen – das war das Ziel von Elena Forschner, als sie sich für ein Auslandssemester in Asien bewarb. Die Oldenburger Studentin landete wie erhofft in Südkorea – und ist begeistert von der Erfahrung. Wenn in den Nachrichten von Südkorea die Rede ist, geht es meist um große Politik. Über Kultur, Menschen und Landschaft ist hierzulande nur wenig bekannt. Auch Elena Forschner wusste kaum etwas über die geteilte Halbinsel, als sie im Sommer 2017 für ein Auslandssemester nach Ostasien reiste. Umso neugieriger schaute sich die 23-jährige, die in Oldenburg Materielle Kultur mit den Nebenfächern Kunst und Medien studiert, im Land um. Schon die Unterbringung war ungewohnt: Forschner studierte an der INHA University, einer Partner-Uni der Universität Oldenburg. Die INHA befindet sich in der Hafenstadt Incheon, die im Nordwesten von Südkorea liegt, unweit der Hauptstadt Seoul. Die Oldenburger Studentin war auf dem Campus zusammen mit drei anderen Austausch-Studentinnen aus Deutschland und Österreich in einem Vierer-Zimmer untergebracht. „Das Gebäude war riesig, es hatte 13 Stockwerke, insgesamt wohnten 1.500 Studierende dort“, erzählt sie. Aus dem Fenster der Küche konnte sie in der Ferne auf das neu entstehende Wirtschaftszentrum Songdo City blicken, eine futuristische Planstadt, die auf einer Polderfläche gebaut wird. Unterschiede im Studium Das Studium in Korea unterscheidet sich nach Forschners Eindruck stark von dem in Deutschland. Während hierzulande in den Kulturwissenschaften Wert darauf gelegt wird, Sachverhalte zu reflektieren und zu hinterfragen, müssen Studierende in Südkorea möglichst viel Stoff auswendig lernen. „In den Seminaren wird überhaupt nicht diskutiert“, berichtet sie – ein Umstand, den sie auf die strengen sozialen Hierarchien zurückzuführt. Für junge Koreaner sei es undenkbar, einem Professor zu widersprechen, weil dieser aus ihrer Sicht dann sein Gesicht verlieren würde. Selbst als es einer von Forschners Dozenten darauf anlegte, die Seminarteilnehmer mit provokanten Thesen in eine Diskussion zu verwickeln, beteiligten sich vor allem die Austauschstudierenden am Gespräch. Die koreanischen Kommilitonen hielten sich dagegen zurück, erzählt Forschner. Die jungen Koreaner stünden zudem unter einem hohen Leistungsdruck, die Konkurrenz untereinander sei groß. Elena Forschner belegte zwar an der Uni einen Sprachkurs, für eine Unterhaltung in der Landessprache genügte das aber noch nicht. „Der Kurs war aber trotzdem sehr gut“, sagt sie. Über die Sprache habe sie einen tieferen Einblick in die Gesellschaft erhalten, zum Beispiel die sozialen Hierarchien besser begriffen. Um sich mit den Einheimischen zu verständigen, nutzte sie meist eine Smartphone-App. „Man spricht ins Handy rein, die App übersetzt, das funktioniert einwandfrei.“ Koreanische Studierende unvermittelt auf Englisch anzusprechen empfiehlt Forschner nicht unbedingt: „Dadurch verschreckt man sie eher“, erzählt sie. Viele Koreaner verstünden zwar einiges, trauten sich aber kaum, selbst Englisch zu sprechen. Trendsetter Südkorea In Südkorea schrieb sich Forschner im Bachelorstudiengang Modedesign ein und belegte auch Veranstaltungen in den Fächern Wirtschaft und Psychologie, zum Teil in Form von Online-Kursen. „Das war eine Bereicherung. Ich konnte noch einmal etwas abseits meines Fachs in andere Bereiche hineinschnuppern“, findet sie. Als angehender Kulturwissenschaftlerin fielen ihr vor allem die Besonderheiten bei Mode, Popmusik und Esskultur ins Auge. „Koreaner sind meiner Erfahrung nach sehr fortschrittlich orientiert. Ihnen ist es wichtig zu zeigen, dass sie am Puls der Zeit sind“, erzählt sie. Internationale Trends werden dort schnell angenommen, aber auf eigene Weise interpretiert. Das Thema Nachhaltigkeit, das in Deutschland eine große Rolle spielt, steht in Südkorea hingegen überhaupt nicht auf der Tagesordnung. Neben dem Studium reiste die aus Berlin stammende Studentin viel durchs Land, besuchte etwa die Insel Jeju im Süden Koreas, verbrachte ein paar Tage in einem buddhistischen Tempel und wanderte in mehreren Nationalparks. „Südkorea ist ein lohnendes Reiseziel“, berichtet sie. Bei den Trips in die Natur erlebte sie auch die große Hilfsbereitschaft der Einheimischen, zum Beispiel bei einer Hütten-Übernachtung während eines Schneesturms. „Die Wanderer stritten sich fast darum, wer uns helfen dürfte, unsere mitgebrachten Instant-Nudeln zu erwärmen“, erzählt sie. „Wir waren eine Attraktion in dieser kleinen Hütte und jeder wollte ein Selfie mit uns machen.“ Hilfe durch das ISO Für jüngere Kommilitonen, die vielleicht noch zweifeln, ob sie ins Ausland gehen sollen, hat Elena Forschner den Rat: „Lasst euch nicht davon abschrecken, dass es einiges zu organisieren gibt.“ Sie musste sich zum einen um eine finanzielle Förderung durch ein Fellowship-Programm kümmern, zum anderen für den Studienplatz in Incheon bewerben. Außerdem brauchte sie ein Visum, Impfungen und vieles mehr. „Das International Student Office hat mir bei allem sehr geholfen“, berichtet sie. Ihr Fazit: „Jeder sollte versuchen, während seines Studiums ein Auslandssemester einzulegen, es ist wirklich eine Bereicherung!“ Wer sich für ein Auslandsstudium interessiert: Vom 16. Juli bis 31. August können sich Studierende für Austauschplätze in Ländern außerhalb Europas, ohne USA und Kanada, bewerben. Informationen dazu gibt es auf der Webseite des International Student Office.
<link file:216650>Erfahrungsbericht von Elena Forschner</link>
Austauschmöglichkeiten außerhalb Europas
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Roman Behrens
International Student Office
Tel: 0441-798/4266
r.behrens@uni-oldenburg.de