Wer einen Teil seines Studiums in Nordamerika verbringen möchte, muss sich ein Jahr im Voraus entscheiden: Die Bewerbungsfrist für die Austauschplätze endet am 21. November. Tina Grummel vom International Office gibt hilfreiche Tipps.
Einsame Pazifikstrände, pulsierende Großstädte oder Nationalparks voller Grün – die USA und Kanada sind nicht ohne Grund beliebte Reiseziele. Auch das Studium an einer der vielen Universitäten stehen hierzlande hoch im Kurs. Allein 2016 haben in Deutschland etwa 12.000 Studierende ihren Weg nach Nordamerika gefunden. Darunter auch einige Oldenburger, die dank des Austausch-Programms der Universität ein oder zwei Semester auf der anderen Seite des Atlantiks verbringen können, ohne die oft hohen Studiengebühren bezahlen zu müssen.
14 Partneruniversitäten in den USA und vier in Kanada stehen zur Wahl. Das Spektrum reicht von kleinen Universitäten, wie die University Wisconsin, mit nur wenigen tausend Studierenden bis zu sehr großen Hochschulen, wie der Florida State University, mit etwa 40.000 Studierenden. „Jede Universität hat ihre Spezialität“, sagt Tina Grummel. Die Anglistin, die im International Office das Nordamerika-Programm koordiniert, rät interessierten Studierenden vor allem eins – sich rechtzeitig um ein Auslandsstudium zu kümmern. „Viele sind überrascht, dass sie sich ein Jahr vorher bewerben müssen“, betont sie.
Höheres Budget einplanen
Wer im kommenden Wintersemester den Sprung über den großen Teich wagen möchte, sollte sich also bald entscheiden: Die Bewerbungsfrist für das Nordamerikaprogramm endet am 21. November. Doch welche Hochschule in den USA oder Kanada ist die Richtige? Grummel rät, sich vorab gut über die Partneruniversitäten zu informieren – etwa, ob der Ort einem gefällt und ob das Fächerangebot zum eigenen Studium passt.
Aus ihrer Erfahrung weiß die Programmkoordinatorin, dass vor allem Hochschulen in den Großstädten oder in Kalifornien beliebt sind. Doch gerade Orte, die auf den ersten Blick nicht so attraktiv scheinen, seien oft eine gute Alternative. Das können etwa die Kleinstädte Rochester in Michigan und Laramie sein, die die Oakland University und die University of Wyoming beherbergen. „Hier sind beispielsweise die Lebenshaltungskosten deutlich geringer als an den Küsten“, sagt Grummel.
Ohnehin müssen Studierende für ihren Aufenthalt in Nordamerika ein höheres Budget als sonst einplanen – auch wenn sie keine Studiengebühren zahlen. Wie bei uns fallen an den Hochschulen Semesterbeiträge an. Manche Unis verlangen Bewerbungsgebühren, Lebensmittel sind teurer und allein die Miete kann bis zu 500 Dollar pro Monat betragen. Hinzu kommen Kosten für die Auslandskrankenversicherung, Visum, Sprachtest und natürlich für den Flug und Reisen vor Ort.
Studierende fühlen sich als Gemeinschaft
Neben Auslands-Bafög oder Finanzspritzen durch die Eltern sollten Interessierte daher keine Scheu haben, sich für ein Stipendium zu bewerben. Diese seien nicht nur für Einser-Kandidaten, betont Grummel. „Die Kriterien, der oder die Beste zu sein, bestehen aus vielen Dingen – wie etwa ehrenamtliches Engagement oder eine besondere Motivation“, ergänzt sie. Wer sich für einen Aufenthalt in Nordamerika interessiert, sollte sich daher früh nach Finanzierungsmöglichkeiten erkundigen.
In den USA oder Kanada angekommen, stellen Studierende schnell Unterschiede zum Leben hierzulande fest: Vor allem Bachelor-Studierende wohnen meist auf dem Campus, oft sogar in Zweier-Zimmern ohne Küche und oft mit Gemeinschaftsbad. „Die Selbstständigkeit, die wir hier kennen, gibt es dort meist nicht“, sagt Grummel. Dafür bietet das Unigelände alles, was junge Menschen zum Leben brauchen: Cafés, Lebensmittelläden, Kinos oder Sportstätten. In Clubs und Societies treffen sich Studierende, um Sport zu treiben oder sich sozial zu engagieren, um Theater oder Schach zu spielen. „Die Studierenden fühlen sich als Gemeinschaft und identifizieren sich stark mit ihrer Universität“, betont Grummel.
Freundliche und hilfsbereite Dozenten
Auch der Studienablauf unterscheidet sich. Das System ist deutlich verschulter; oft belegen Studierende nur drei bis fünf intensive Kurse pro Semester. Tests finden alle ein bis zwei Wochen statt und das Lesepensum, etwa für Literaturwissenschaftler, ist groß. Gleichzeitig hat jeder Studierende einen eigenen Advisor, der immer ansprechbar ist, wie Grummel berichtet: „Die Studierenden, die zurückkommen, loben die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Dozenten.“
Um das Beste aus dem Aufenthalt herauszuholen, sollten die Studierenden zudem ihre Kurswahl flexibel gestalten, rät die Programmkoordinatorin. Kurse in den Wirtschaftswissenschaften, beispielsweise, seien auch in den USA beliebt und oft überlaufen. „Viele sind enttäuscht, wenn sie keinen Platz in dem gewählten Kurs erhalten“, sagt sie – etwa, weil die Uni die heimischen Studierenden bevorzugt. Doch statt sich zu ärgern, sollten sich die Austauschstudierenden einen Plan B überlegen und auf einen anderen Kurs ausweichen.
Ob die USA oder Kanada der richtige Ort für ein Auslandsstudium sind, müssen Interessierte letztlich selbst herausfinden. „Jedes Land hat seine Schätze“, sagt Grummel. Für diejenigen, die sich schließlich für einen Austauschplatz in Nordamerika bewerben, hat die Programmkoordinatorin jedoch eine gute Nachricht: „Meist können wir alle mit einem Platz glücklich machen.“ (cb)