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  • Die Universität Oldenburg war mit dem 2006 aus Vorläufer-Instituten gegründeten C3L – Center für Lebenslanges Lernen bundesweite Vorreiterin beim Etablieren der wissenschaftlichen Weiterbildung an Hochschulen. Foto: Universität Oldenburg

Lebenslanges Lernen als Kultur

Universitäten spielen heute eine deutlich größere Rolle in der beruflichen Weiterbildung als noch vor zehn Jahren. Weiterbildungsexpertin Anke Hanft und Bildungswissenschaftler Karsten Speck blicken auf die Veränderungen im Hochschulsystem.

Universitäten spielen heute eine deutlich größere Rolle in der beruflichen Weiterbildung als noch vor zehn Jahren. Die Weiterbildungsexpertin Anke Hanft und der Bildungswissenschaftler Karsten Speck sprechen über die Veränderungen im Hochschulsystem und blicken auf künftige Herausforderungen.

Rund 250 Millionen Euro Förderung, 101 beteiligte Hochschulen, über 370 wissenschaftliche Weiterbildungsangebote im Regelbetrieb: Allein den Zahlen nach hat der Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: Offene Hochschule“ eine deutliche Spur in der deutschen Hochschullandschaft hinterlassen. Im Frühjahr dieses Jahres ging das 2011 gestartete Programm zu Ende.

Die berufliche und akademische Bildung enger zu verknüpfen war das Ziel des Vorhabens, das die Weiterbildungsexpertin Prof. Dr. Anke Hanft von Anfang an wissenschaftlich begleitet hat. „Wir hatten mit einer im Auftrag des Bundesbildungsministeriums durchgeführten internationalen Vergleichsstudie den wesentlichen Anstoß für die Planung des Programms gegeben“, berichtet Hanft.

Die damalige Studie attestierte dem deutschen Berufsbildungssystem einen im internationalen Vergleich zu geringen Austausch zwischen der beruflichen Bildung und dem Hochschulsystem. Ein großer Nachteil, den es auszugleichen galt. Denn eine enge Verzahnung zwischen beruflicher Weiterbildung und akademischer Bildung ermögliche nicht nur flexiblere Berufswege, lebenslanges Lernen und mehr Aufstiegschancen für Einzelne. „Wissenschaftliche Weiterbildung befördert zudem den Wissenstransfer zwischen Hochschulen, Unternehmen und Gesellschaft“, betont Hanft.

„Das C3L hat Maßstäbe gesetzt.“

Gut zehn Jahre nach Start des Bund-Länder-Wettbewerbs hat sich die Situation grundlegend gewandelt: „Wir haben in den vergangenen Jahren wichtige Meilensteine erreicht“, sagt Prof. Dr. Karsten Speck. Der Bildungswissenschaftler war ebenso wie Hanft und Dr. Annika Maschwitz, inzwischen Professorin für Lebenslanges Lernen an der Hochschule Bremen, an der wissenschaftlichen Begleitung des Wettbewerbs beteiligt. In einem bundesweiten Verbund von Hochschulen und des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) untersuchten die Expertinnen und Experten die Durchführung des Wettbewerbs, unterstützten die Projekte bei der Umsetzung und trugen dazu bei, dass die Ergebnisse, wie etwa neue Studienangebote, besser an den Hochschulen verankert werden.

Auch aus dieser Perspektive heraus beurteilen Hanft und Speck das Programm als Erfolg: So seien neben den neuen Weiterbildungsstudiengängen beispielsweise Lehrpersonal ausgebildet und neue digitale Lehr- und Lernformate aufgesetzt worden. Letztere seien längst auch Teil der grundständigen Lehre. Neue Kooperationsformen zwischen Unternehmen und Hochschulen wurden geschaff en sowie neue Zielgruppen erschlossen. „Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können, auch mit Projekten in Oldenburg“, sagt Speck.

Hochschulzugang ohne Abitur

Und nicht nur das: Überall im Bundesgebiet sind an Hochschulen dauerhaft Zentren der Weiterbildung entstanden. Hier war die Universität Oldenburg mit dem 2006 aus Vorläufer-Instituten gegründeten C3L – Center für Lebenslanges Lernen bundesweite Vorreiterin. „Das C3L hat Maßstäbe gesetzt“, sagt Speck und weist dabei auf ein weiteres Anliegen des Bund-Länder-Programms hin: Die Hochschulen für nicht-traditionelle Zielgruppen zu öffnen – durch wissenschaftliche Weiterbildungen, aber auch durch Angebote wie die KinderUni, das Gasthörstudium oder die sogenannte Z-Prüfung, die Berufstätigen ohne Abitur einen Zugang zum Hochschulstudium ermöglicht.

All dies habe dazu geführt, dass die Weiterbildung an Hochschulen professioneller geworden und stärker ins politische Bewusstsein gerückt ist, resümieren Hanft und Speck. Dennoch sehen beide auch Defizite: So sei der Hochschulzugang für Berufstätige mit Familien, Arbeitslose und bestimmte Berufsgruppen, etwa aus dem Gesundheits- und Pflegebereich, nach wie vor schwierig. „Die meisten Weiterbildungsangebote sind kostenpflichtig und sprechen daher diese Zielgruppen gar nicht an“, erläutert Hanft.

Ein Grund hierfür sei der prekäre Status der Weiterbildung und der Weiterbildungszentren, wie Speck gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der FernUniversität in Hagen, der TU Dortmund und des CHE in einer Ergebnisbroschüre der Begleitforschung aufzeigt. Die Hochschulgesetze der Länder sehen die Weiterbildung zwar neben Forschung und Lehre als Kernaufgabe der Hochschulen an, allerdings mangelt es an systematischer Finanzierung. Diese Herausforderung müssten Politik und Hochschulen lösen, wenn sie diesen Auftrag wirklich ernst nähmen, sagt Hanft.

Flexible Studiengestaltung wichtig

Aus ihrer Sicht sollten öffentliche Hochschulen jedoch grundsätzlich über kostenpflichtige Studienangebote Geld einnehmen dürfen: „Dies ermöglicht Innovationen, die in die grundständige Lehre und in die Forschung ausstrahlen“, betont sie. Hanft und Speck plädieren für ein gemischtes Modell, in dem gebührenfinanzierte Studiengänge neben kostenfreien Programmen unterschiedlichen Zielgruppen den Weg in die Hochschule eröffnen – vom Krankenpfleger bis zur Managerin. Ein Weg dahin sei, grundständige Studiengänge flexibler als bisher zu gestalten und es so Interessierten zu erleichtern, in Teilzeit und in für sie geeigneten Strukturen und Formaten zu studieren, sagt Speck.

Dass dies eine Herausforderung bleibt, ist beiden Forschenden bewusst: Bisher seien viele Angebote zu unflexibel. Um grundständige Studiengänge für Berufstätige attraktiv zu machen, müsste etwa deren modularer Aufbau gestärkt werden. „Und wir müssen davon wegkommen, an relativ starren Regelstudienzeiten festzuhalten“, sagt Hanft. Gerade auch die Corona-Zeit zeige, wie wichtig eine flexible Studiengestaltung sei. „Auf diese Weise können wir lebenslanges Lernen an den Hochschulen nachhaltig unterstützen“, sagt die Expertin. Damit bisherige Errungenschaften auch nach Abschluss der großen Förderprogramme nicht verloren gingen, müsse die wissenschaftliche Weiterbildung allerdings dahin rücken, wohin sie nach Ansicht von Hanft und Speck gehört: Ins Zentrum der Universitäten und damit in die Mitte der Hochschulkultur.

Die Universität Oldenburg hat im Bund-Länder-Programm „Aufstieg durch Bildung“ neben der wissenschaftlichen Begleitung des Gesamtprogramms die Verbundvorhaben PuG (Aufbau berufsbegleitender Studienangebote in den Pflege- und Gesundheitswissenschaften) und mint.online (Etablierung berufsbegleitender Studienangebote in MINT-Fächern) koordiniert und war an drei weiteren Projekten beteiligt. Entstanden sind dabei eine Reihe von Weiterbildungsstudiengängen an verschiedenen Hochschulen.

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