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Die Lehramtsausbildung internationaler zu machen, ist Ziel des DAAD-Programms Lehramt.International. Die Universität Oldenburg ist eine von bundesweit 38 Modelluniversitäten und erhält für das dreijährige Vorhaben seit Sommer 2019 knapp 460.000 Euro vom Bundesbildungsministerium (BMBF). Ziel ist auch, die Internationalisierung der Lehrkräftebildung langfristig in der Universität zu verankern. Einzelne Studierende erhalten Auslandsstipendien, die Partner bieten Summer Schools, Gastdozenturen und interkulturelle Trainings an. Ein Großteil der Aktivitäten musste pandemiebedingt ins Virtuelle verlagert werden. Das Projekt läuft is Ende 2022, ein Antrag auf Verlängerung ist in Vorbereitung. Die Beteiligten planen, die Kooperation fortzusetzen.

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Artikel: Die Welt im Klassenzimmer

Projekt LehramtInternational

DAAD-Programm Internationalisierung der Lehramtsausbildung

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Tina Grummel

International Office

  • Angehende Lehrkräfte profitieren von interkulturellen Erfahrungen - auch wenn der Austausch online stattfindet. Foto: iStock/Drazen_

  • Screenshot einer Videokonferenz des DAAD-Projekts "Lehramt.International".

    Ein Großteil der Aktivitäten des Projekts "Dimensions of Diversity in Teacher Education" musste pandemiebedingt ins Virtuelle verlagert werden. Foto: Tina Grummel, Universität Oldenburg

Online und interkulturell

Lehramtsstudierenden und ihren Lehrenden interkulturellen Austausch ermöglichen - diese Idee steckt hinter dem Programm Lehramt.International. Wie dies auch online gelingt, haben Lehrende aus Oldenburg, Groningen und Südafrika erprobt.

Lehramtsstudierenden und ihren Lehrenden interkulturellen Austausch ermöglichen - diese Idee steckt hinter dem DAAD-Programm Lehramt.International. Wie dies auch online gelingen kann, haben Lehrende der Universitäten Oldenburg, Groningen und Gqeberha (Südafrika) erprobt.

Drei junge Menschen in Pompeji am Tag des Ausbruchs des Vesuvs. Sie stehen vor der Frage: Wie kann ich mich und meine Angehörigen retten? Was klingt wie der Beginn eines Hollywoodfilms, ist der Einstieg zu einem Online-Spiel für Studierende, mit dessen Hilfe sie spielerisch interkulturelle Kompetenzen lernen sollen. „Mit Geschichten rege ich Studierende dazu an, Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit wahrzunehmen und unterschiedliche Positionen einzunehmen“, erklärt Nadia Gerritsen, die das Spiel entwickelt hat.

Die Englisch-Dozentin bildet an der Universität Groningen angehende Lehrkräfte aus. Sie ist eine von über 40 Hochschullehrenden der Universitäten Groningen und Oldenburg sowie der Nelson Mandela University (NMU) in Südafrika, die in das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderte Projekt Lehramt.International „Dimensions of Diversity in Teacher Education“ eingebunden sind. Ziel des Vorhabens unter Oldenburger Leitung ist, angehende Lehrkräfte für Fragen der Diversität zu sensibilisieren und ihnen zu ermöglichen, interkulturelle Erfahrungen im Ausland zu sammeln – auch, um sie auf ihre Arbeit in einer zunehmend globalisierten Welt vorzubereiten.

Virtuelle Workshops statt wirklicher Begegnungen

Nach Angaben des DAAD finden angehende Lehrkräfte bisher im Vergleich zu anderen Studierenden seltener den Weg ins Ausland. Der Grund: Auslandsaufenthalte seien vielfach nicht Teil der Curricula, oder es hapere bei der Anrechnung der im Ausland erbrachten Studienleistungen, erläutert Tina Grummel, Projektkoordinatorin im International Office. Diese Probleme zu überwinden und künftigen Lehrkräften den Weg ins Ausland zu ebnen, ist Kern des Projekts.

Doch aufgrund der Pandemie mussten die Beteiligten das Vorhaben anders umsetzen als geplant und die Aktivitäten ins Virtuelle verlegen. Statt Auslandssemstern oder -praktika und wirklicher Begegnungen standen für die Studierenden virtuelle Workshops und Online-Schulungen, die etwa interkulturelle Kompetenzen vermittelten, auf dem Programm. So ermöglicht das Spiel von Englisch-Dozentin Nadia Gerritsen den Studierenden das, was sie eigentlich im realen Leben ausprobieren sollten: Sich in Menschen anderer Kulturen hineinzudenken.

Vorurteile hinterfragen

Tatsächlich seien die Projektbeteiligten, durch die Pandemie getrieben, bei innovativen Lehrformaten sogar weitergekommen als gedacht, erläutert Koordinatorin Grummel. So fand beispielsweise eine Art virtuelles Schulpraktikum statt, mit Online-Unterrichtsbeobachtungen und -besuchen (sogenannte Lesson Studies): Studierende der beteiligten Hochschulen begleiteten per Video Schulunterricht in den jeweiligen Ländern, tauschten sich anschließend in Lerngruppen darüber aus und erstellten eigenständig einen gemeinsamen Unterrichtsentwurf.

Eine wertvolle Erfahrung sei dies für die Studierenden gewesen – trotz des ungewöhnlichen Formats, sagt Dr. Heloise Sathorar, die an der NMU im südafrikanischen Gqeberha (ehemals Port Elizabeth) das Department für die Lehrkräftebildung im Sekundarbereich leitet. „Die Studierenden erhielten Einblicke in die Unterrichtsgestaltung – und konnten ihre eigenen Vorurteile gegenüber dem jeweiligen Land hinterfragen“, erläutert sie.

Eine diversitätsbewusste Perspektive entwickeln

Dank der Online-Formate hätten die Projektpartner darüber hinaus einen größeren Kreis von Teilnehmenden aus den drei Universitäten erreicht, sagt Prof. Dr. Ulla Licandro. Die Oldenburger Sonderpädagogin, die Mitglied im Steering Committee des Vorhabens ist, sieht in den aus den drei Ländern zusammengesetzten Lerngruppen noch einen Vorteil: „Wer selbst in diversen Gruppen lernt, beginnt seine eigenen Überzeugungen zu reflektieren und entwickelt eine diversitätsbewusste Perspektive.“

Doch letztlich lernen nicht nur die Studierenden, sondern auch die Hochschullehrenden im Projekt voneinander, betont Licandro. Ein Beispiel sei etwa die sprachliche Vielfalt in Südafrika, die für Hochschullehrende in Gqeberha Alltag ist: Hier gibt es neben der Unterrichtssprache Englisch allein elf lokale Sprachen, die Lernende in Schulen und Hochschulen mitbringen. Studierende lernen daher bereits an der Hochschule, beim Unterrichten vom Englischen in eine andere Sprache wechseln zu können. In der Lehre stehen zudem Fachglossare in verschiedenen Sprachen bereit, erläutert Sathorar.

Die Dozentin ist der Ansicht: Sich über all diese Erfahrungen virtuell austauschen und vernetzen zu können, sei gerade auch für die Lehrenden gewinnbringend gewesen. Und die Projektpartner sind durchaus stolz auf das Erreichte: „Wir haben gezeigt, dass es möglich ist, Diversität und interkulturelles Lernen auch online zu vermitteln“, resümiert Gerritsen. Die erprobten Ansätze, so hofft Licandro, könnten künftig in „Blended Learning“-Formate, Mischungen aus Präsenz- und Online-Lehre einfließen, und so möglichst vielen Studierenden in den verschiedenen Ländern zugutekommen. 

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