• Eindrücke aus Israel (Fotos: privat/Universität Oldenburg)

Abenteuer Israel: Geschichte zum Anfassen

Hammer und Pinsel statt Bleistift und Notebook: 15 Oldenburger Studierende sind von einer Israel-Expedition zurückgekehrt. Sie haben an einer archäologischen Ausgrabung teilgenommen und an dieser Stelle von ihren Erlebnissen berichtet. Teil 3: Abschied nehmen.

Hammer und Pinsel statt Bleistift und Notebook: 15 Oldenburger Studierende sind von einer Israel-Expedition zurückgekehrt. Sie haben an einer archäologischen Ausgrabung teilgenommen und an dieser Stelle von ihren Erlebnissen berichtet.

Teil 3: Abschied nehmen

Von Rebecca Hedenkamp

Es ist stickig, die Straße ist eng und dunkel; rechts und links sitzen Männer in ihren kleinen Läden, preisen ihre Waren an, spielen Karten oder rauchen Wasserpfeife; in der Luft liegt der Geruch von Kaffee und orientalischen Gewürzen. Ich schlendere vorbei an Läden vollgestopft mit Keramik, Teppichen oder Lederwaren. Auf dem Shuk, dem Basar im arabischen Viertel Jerusalems, gibt es alles, was das Touristenherz begehrt: Wecker in Form einer Moschee, aus denen als Alarmton der Gebetsaufruf des Muezzin plärrt, Rosenkränze aus Olivenholz mit geweihter Erde in kleinen Amuletten oder „Jesuslatschen“ aus echtem Leder.

Zwei anstrengende und ereignisreiche Wochen liegen hinter uns. Die meisten aus der Gruppe wollen ihre letzten Stunden auf israelischem Boden nutzen, um ihren Liebsten kleine Andenken aus diesem faszinierenden Land mitzubringen. Doch was ist das passende Souvenir aus Israel? Eine Kippa, eine Marienstatue, ein Palästinenser-Tuch, ein Koran in Ledereinband? Es gibt nichts Typisches, nichts Allgemeines, was die Kultur und die Menschen dieses Landes charakterisiert! Vor der Reise verband ich Israel immer mit der jüdischen Kultur und ihrer Lebensart – jetzt: nach über zwei Wochen hier, weiß ich, dass dies nur einen kleinen Teil der Landeskultur ausmacht. Vielleicht ist gerade das das perfekte Mitbringsel: ein bisschen was von allem, ein Stück Geschichte, ein Stück Land. Denn das ist es, was die Menschen hier verbindet.

Ich kehre mit leeren Händen ins Hotel zurück, begutachte die Tonscherben, die wir von der Ausgrabung mitnehmen durften und beschließe, dass sie das perfekte Mitbringsel sind. Jeder Stein, jeder Baum und jeder Mensch, der in Israel lebt, erzählt eine eigene Geschichte, lebt eine eigene Geschichte; genau wie die Tonscherben, die ich in der Hand halte. Das Land zehrt und profitiert von genau diesen Geschichten und den vergangenen Ereignissen, und dies ist auch jeden Tag zu sehen und zu spüren.

Eine wunderbare und faszinierende Reise ist zu Ende gegangen, und ich weiß, dass mich diese Erlebnisse bis ans Ende meines Lebens prägen werden. Die fremde Kultur und der andere Lebensstil sind gewöhnungsbedürftig und gleichzeitig so lehrreich, denn der Aufenthalt in Israel lässt mich viele Grundsätze und menschliche Fragen ganz neu überdenken: die Fragen nach Identität, Kultur und Gleichberechtigung.

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Teil 2: Geschichte zum Anfassen

Von Nina Hasselbring

Wir sind Teil eines großen internationalen Ausgrabungsprogramms, in dem wir, angeleitet vom besten Archäologen Israels, einen Eindruck in das Leben eines Archäologen erhalten können. Gemeinsam mit vielen Studierenden und Freiwilligen aus der ganzen Welt dürfen wir einen Teil der Geschichte von vor über 2000 Jahren zum Anfassen erleben.

In der Archäologie werden die verschiedensten Elemente kombiniert: zum Einen ist die Arbeit durch die körperliche Anstrengung des Grabens und Tragens der „buckets“ gefüllt mit Sand, Schutt und Steinen geprägt. Dabei arbeiten besonders die Freiwilligen und Studenten mit unterschiedlichen Geräten wie der Spitzhacke, Spachtel oder Bürsten verschiedenster Härte. Hier findet sich eine Kombination aus grober und feiner, vorsichtiger Arbeit.

Zum Anderen gibt es einen großen kognitiven Part, welcher aus Vermessen und Anwenden des akademischen Wissens, wie die zeitliche Einordnung der Funde, besteht. Neben diesen beiden Kompetenzen braucht ein Archäologe ebenfalls viel Begeisterung für sein Fach. Für die meisten Laien wirken Steine auf den ersten Blick unspektakulär aber mit der Zeit lernt man, in einem „Haufen Steine“ eine Mauer, ein Stück Geschichte, zu erkennen.

Archäologie ist eine Teamarbeit. Dies ist besonders beeindruckend, da weder die Sprache, das Alter oder die Nationalität eine Rolle spielen. Helena Roth, eine der Supervisorinnen der Ausgrabung, ist ebenfalls fasziniert von dieser besonderen Arbeit im Team: "I found my identity in an international community of diggers."

Bereits in dieser kurzen Zeit hat man einen Eindruck davon bekommen, wie vielschichtig, spannend und anspruchsvoll die Arbeit eines Archäologen ist. Wir sind dankbar dafür, dass wir Teil einer solch faszinierenden Erfahrung und dieses wunderbaren Teams sein dürfen.

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Teil 1: Der Sprung ins kalte Wasser

Von Jannes Bergmann

Die Reise in ein fremdes Land, besonders eines mit einer so anderen Kultur wie Israel, ist oft wie ein Sprung ins kalte Wasser. Diesen durften wir, insgesamt 15 Studierende der Universität Oldenburg, zusammen mit Prof. Dr. Jakob Wöhrle, Professor für Altes Testament, und Leslie Ann Markwitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für evangelische Theologie, wagen.

Durch die seit eineinhalb Jahren bestehende Kooperation zwischen dem Lehrstuhl für Altes Testament der Universität und dem Institut für biblische Archäologie der Universität Tel Aviv unter der Leitung von Prof. Oded Lipschitz, können wir an der archäologischen Ausgrabung am Tel Azekah im südlichen Jerusalem teilnehmen. Für viele ist es der erste Aufenthalt im Land der Bibel.

Bevor es zur Ausgrabung ging, stand ein Wochenende Tel Aviv auf dem Plan: Die Mittelmeermetropole bot eine Gelegenheit, erste Eindrücke von Israel zu sammeln und Land und Leute kennen zu lernen. Tel Aviv gilt als offene, liberale Stadt, in der man wenig von der – in anderen Teilen des Landes bemerkbaren – starken religiösen Prägung oder den anhaltenden politischen Konflikten spürt.

Auf den ersten Blick wirkt es mit seinem wunderschönen Strand und seiner modernen Neustadt fast so, als könnte es sich um jede beliebige Stadt am Mittelmeer handeln. Doch auf den zweiten Blick bemerkt man, außer der anhaltenden Hitze, schnell die Dinge, die Israel ausmachen: angefangen mit der jüdischen Woche, die mit dem Sabbat am Samstag endet und dementsprechend mit dem Sonntag als ersten regulären Arbeitstag der Woche beginnt. Die fremden Gerüche nach Gewürzen und die Hitze, die sich über der Stadt ausbreitet, schlagen einem direkt am Flughafen entgegen.

Tel Aviv gilt als Homosexuellenmetropole und auch dies ist bemerkbar – an vielen Häusern hängt die Regenbogenflagge und gleichgeschlechtliche Paare zeigen sich ungestört in der Öffentlichkeit. Die Menschen sind immer freundlich und viele können sogar ein paar Brocken Deutsch!

Auch wenn man davon nicht sehr viel zu sehen bekommt, spürt man doch die Anspannung der Menschen und die Atmosphäre des andauernden Krieges mit der ständigen Möglichkeit zum Ausbruch offener Gewalt – die Polizeipräsenz ist enorm.

Israel ist ein Land zwischen Tradition und Moderne. In den kommenden zwei Wochen werden wir die Zeit haben, bei der Ausgrabung die Vergangenheit dieses Landes mit eigenen Händen zu erfahren.

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