• Festlich gekleidete Preisträger in herbstlicher Umgebung.

    Mit dem Preis der Lehre wurden ausgezeichnet: Dr. Nader El-Sourani, Niklas Angebauer, Ulrich Mathias Gerr und Burçin Amet (v.l.). Gefördert wird der Preis von der Universitätsgesellschaft Oldenburg, für die Oliver Thomsen (r.) anwesend war. Foto: Universität Oldenburg

Preis der Lehre vergeben

Universität und UGO zeichnen zwei Philosophen, eine Germanistin und einen Mediziner für ihre gelungenen und ungewöhnlichen Lehrveranstaltungen aus.

Bei Ulrich Mathias Gerr kann sogar ein Spaziergang Grundlage philosophischer Forschung sein: Der Dozent vom Institut für Philosophie gehört in diesem Jahr zu den Ausgezeichneten beim „Preis der Lehre“. Im Forschungsseminar über den Philosophen Walter Benjamin schickte er die Teilnehmenden wortwörtlich auf einen Spaziergang. Mitten in Berlin sollten sie zu Fuß einen Stadtteil erkunden, ihre Erfahrungen aufschreiben und so selbst erleben, was Benjamin häufig in seinen Texten beschrieb: Wie es ist, sich eine Großstadt durchs Flanieren zu erschließen.

Die dreitägige Exkursion in die Hauptstadt diente natürlich nicht ausschließlich dem Spazierengehen. Der Philosoph wollte den Teilnehmenden zeigen, welche Einblicke Forschende gewinnen können, wenn sie die theoretische Arbeit mit einer Erkundung auf den Spuren des Forschungsobjekts verbinden. Die Studierenden konnten vor Ort Originalmanuskripte von Benjamins Textsammlung „Berliner Kindheit“ einsehen und besuchten zum Beispiel ein Kaiserpanorama. Das Massenmedium des späten 19. Jahrhunderts, bei dem mehrere Menschen durch ein Guckloch dreidimensional wirkende Bilder aus aller Welt betrachten konnten, beeinflusste auch Benjamin. Im Berliner Humboldt Forum konnten die Studierenden ein funktionsfähiges Exemplar besichtigen, selbst erleben, welche Wirkung es erzeugt und dies mit den philosophischen Konzepten Benjamins abgleichen.

Eindrücke aus Berlin flossen in Forschungsarbeiten ein

„Viele haben festgestellt, dass sie durch die Erfahrungen während der Exkursion besser begriffen haben, worum es Benjamin in seinen Texten ging“, sagt Gerr. Die Studierenden nahmen Eindrücke und Material für die zuvor in Oldenburg erarbeiteten Forschungsfragen mit. Ihnen gefiel das Seminar so gut, dass sie Gerr für den Preis der Lehre vorschlugen. Die Jury aus Lehrenden, Studierenden und einem Vertreter der Universitätsgesellschaft Oldenburg (UGO) lobte die vielfältigen Forschungszugänge und zeichnete Gerr in der Kategorie „Forschendes Lernen“ aus.

In der Kategorie „Beste Veranstaltung“ ging die Auszeichnung ebenfalls an das Institut für Philosophie. Niklas Angebauer brachte in seinem Seminar „Eigentumskonflikte der Gegenwart“ Studierende unter anderem mit spannenden Gesprächspartnerinnen und -partnern zusammen. Inhaltlich kreiste das Seminar um vier eigentumspolitische Fragen: Wem gehört die Stadt? Wem gehören die Daten? Wem gehören fossile Energieträger? Und welche Eigentumsformen brauchen sozial nachhaltige Unternehmen? Die Studierenden lernten nicht nur die eigentumstheoretischen Grundlagen dieser Fragen kennen, sondern kamen auch mit ganz unterschiedlichen Expert*innen aus diesen Feldern ins Gespräch.

Im Austausch mit Expert*innen

So erläuterte etwa eine Stadtforscherin und Aktivistin der Initiative „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ die juristischen Hintergründe der Debatte um bezahlbaren Wohnraum. Die Mitgründerin eines Verlags in Verantwortungseigentum, bei dem Eigentümer*innen nicht am Gewinn beteiligt werden, erklärte, warum es für Unternehmen befreiend sein kann, auf manche Rechte von Anfang an zu verzichten. „Die Expertinnen und Experten haben die abstrakten Eigentumstheorien an ganz praktischen Beispielen besprochen“, erklärt Angebauer. Am Ende des Seminars standen eigene Fallstudien der Studierenden, deren Ergebnisse nicht als Hausarbeit in der Schublade verschwinden, sondern in Form eines Radiobeitrags öffentlich zugänglich gemacht werden sollten. Diese „gelungene Vermittlung von Wissenschaftskommunikation“ gehörte zu den Punkten, die die Jury überzeugten.

Gute Vorbereitung aufs Klinikpraktikum

Die Preise für die beste Lehrveranstaltungsevaluation gingen in diesem Jahr an Burçin Amet vom Institut für Germanistik und Dr. Nader El-Sourani von der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften. El-Sourani hatte die Studierenden seines Chirurgie-Seminars begeistert. Mit vielfältigen Methoden bereitete er die Teilnehmenden auf ihr Klinikpraktikum vor. Im Mittelpunkt standen konkrete Beispielfälle, zu denen Studierende eine Diagnose und eine Therapie entwickeln sollten.

Gelungene Veranstaltung für angehende Sprachlehrerinnen und -lehrer

Amet wird für die Veranstaltung „Zweit- und Fremdspracherwerb: Theoretische Grundlagen“ ausgezeichnet. Sie unterrichtete Studierende des Masterstudiengangs Deutsch als Fremd-/ Deutsch als Zweitsprache in einem wöchentlichen Online-Format. Trotz der Lehre am Bildschirm sammelten die Teilnehmenden Praxiserfahrung: Sie hospitierten etwa in Online-Deutschkursen des Sprachenzentrums der Universität und analysierten das Lernverhalten der Teilnehmenden. Beide Dozierende erhielten von ihren Studierenden in der anschließenden Bewertung der Veranstaltungen Bestnoten.

Alle Preise sind mit 1.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung wird von der UGO gefördert.

Die Preisträger im Video

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