Eine gute Grundlage für künftige Entscheidungen auf dem Weg zur klimaneutralen Hochschule – das liefert die aktuelle Treibhausgasbilanz der Universität, die jetzt vorgestellt wurde. Auch wegen des Wachstums der Hochschule sind die Emissionen im Vergleich zu 2019 leicht gestiegen.
Die zweite Treibhausgasbilanz der Universität Oldenburg liegt vor. Klimaschutzmanagerin Anna Krämer präsentierte die Ergebnisse für das Jahr 2022 gestern im Senat und stellte sie heute der Hochschulöffentlichkeit vor. Erstmals ist damit ein Vergleich mit den Jahren 2019 und 2020 möglich, die in der ersten, im Frühjahr 2022 veröffentlichten Treibhausgasbilanz betrachtet wurden.
Die Gesamtemissionen der Universität lagen der neuen Bilanz zufolge im vergangenen Jahr bei 22.888 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten. Damit sind sie im Vergleich zu 2019 um 1.510 Tonnen oder rund sieben Prozent gestiegen. „Zurückzuführen ist dieser Anstieg vor allem darauf, dass 2021 ein neues Blockheizkraftwerk am Standort Haarentor in Betrieb gegangen ist, das mit Erdgas betrieben wird und gleichzeitig für Wärme- und Stromproduktion genutzt wird“, erläutert Krämer.
Ein weiterer Faktor sind die für den Strom verwendeten Emissionsfaktoren: Durch den Atomausstieg hat Kohle wieder einen höheren Anteil an der Stromerzeugung, wodurch die Emissionen pro Kilowattstunde im Bundesstrommix angestiegen sind. Auch das anhaltende Wachstum der Universität schlägt zu Buche: Zum einen stieg die Nettofläche, zum anderen gibt es mehr energieintensive Forschung.
Machbarkeitsanalyse für klimaneutralere Wäremversorgung
„Durch das neue Blockheizkraftwerk kann die Universität Strom und Wärme direkt vor Ort produzieren und nutzen“, erläutert Jörg Stahlmann, Vizepräsident der Universität für Verwaltung und Finanzen. Der Betrieb des Blockheizkraftwerkes mit Erdgas sei vor allem für eine Übergangszeit geeignet, um vorhandene Gebäude effizient mit Wärme und Strom zu versorgen.
Die Entscheidung, ein modernes und effizientes Blockheizkraftwerk zur Versorgung der Gebäude auf dem Campus Haarentor zu bauen, sei 2017 auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gefallen: „Die Kosten amortisieren sich in weniger als drei Jahren“, so Stahlmann. Alternativ könne das Blockheizkraftwerk mit Biogas oder Wasserstoff betrieben werden, was derzeit allerdings noch nicht verfügbar sei. In einer Machbarkeitsanalyse wird nun geprüft, wie die Wärmeversorgung der Universität künftig klimaneutraler gestaltet werden kann.
Die Gebäudeenergie hat der Treibhausgasbilanz zufolge den größten Anteil an den Emissionen: Dieser Posten ist für rund 74 Prozent der Gesamtemissionen verantwortlich. „Die Bedeutung dieses Handlungsfelds ist damit im Vergleich zu 2019 sogar noch gestiegen“, berichtet Krämer. An zweiter Stelle liegt der Bereich Mobilität – bestehend aus den Kategorien Dienstreisen, Auslandssemestern, Alltagsmobilität und Fuhrpark – der für knapp 25 Prozent der Emissionen verantwortlich ist.
Mehr Strom aus erneuerbaren Quellen
„Bedauerlicherweise haben die Kurzstreckenflüge bei Dienstreisen leicht zugenommen, und auch der motorisierte Individualverkehr hat die Werte von 2019 übertroffen“, so Krämer weiter. Insgesamt erreichten die Emissionen im Bereich Alltagsmobilität fast wieder das vorpandemische Niveau. Eine Mobilitätsbefragung, deren Ergebnisse am 21. September präsentiert werden, zeigt, dass selbst unter denjenigen, die nur einen kurzen Weg zur Universität haben, viele regelmäßig das Auto nehmen.
Ein weiteres Ergebnis der Treibhausgasbilanz: Zwar sinkt durch die Digitalisierung der Papierverbrauch. Doch diese Einsparung macht sich wenig bemerkbar, da im Gegenzug zusätzliche Tablets, Laptops und Monitore angeschafft wurden.
In den vergangenen Jahren hat sich die Versorgung der Universität mit Strom aus erneuerbaren Quellen mehr als verdoppelt, bewegt sich aber noch im einstelligen Prozentbereich: Photovoltaikanlagen deckten 2022 3,3 Prozent des Strombedarfs. 2019 waren es noch 1,5 Prozent.
Ziel: bis 2030 klimaneutral
„Auch wenn sich die aktuelle Treibhausgasbilanz noch nicht wie von uns gewünscht entwickelt hat, können wir sehen, dass die Bilanzierung ein wirksames Controlling-Instrument ist“, betont Jörg Stahlmann, Vizepräsident für Verwaltung und Finanzen. „Darüber hinaus liefert sie uns ein gutes Datenfundament für Entscheidungen.“
Die Universität Oldenburg hat sich das Ziel gesetzt, im Jahr 2030 klimaneutral zu sein. Grundlage dafür ist ein Anfang 2023 beschlossenes Klimaschutzkonzept, das es unter anderem vorsieht, alle zwei Jahre eine Treibhausgasbilanz vorzulegen. Wichtige Bausteine auf dem Weg zur Klimaneutralität sind die energetische Sanierung von Gebäuden und die Versorgung der Universität durch regenerative Energie.
In Machbarkeitsstudien wird derzeit untersucht, ob die Versorgung der verschiedenen Standorte durch Wärmepumpen möglich ist und durch welche Maßnahmen der Anteil erneuerbarer Energien ausgebaut werden kann. Die Energieversorgung von Neubauten muss der „Strategie Klimaneutrale Landesverwaltung“ des niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz zufolge bereits jetzt klimaneutral geplant werden.