Von Ethik bis zur Digitalisierung im Gesundheitswesen: Ab dem kommenden Semester bietet die Universität den Masterstudiengang Versorgungsforschung an. Warum dieser Studiengang wichtig ist und was er vermitteln möchte, erläutert Studiengangsleiterin Lena Ansmann im Interview.
Im kommenden Wintersemester startet zum ersten Mal der Masterstudiengang „Versorgungsforschung“. Was möchten Sie mit dem neuen Angebot erreichen?
Im Studiengang geht es um vielfältige Fragen zum Thema Gesundheitsversorgung. So sollen unsere Absolventinnen und Absolventen beispielsweise dazu beitragen, die Versorgung von Patientinnen und Patienten sowie von bestimmten Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel älteren Menschen oder Menschen mit sozialer Benachteiligung, künftig zu verbessern. Der Studiengang ist außerdem forschungsorientiert und interdisziplinär ausgerichtet. Wir verwenden ein breites Spektrum an wissenschaftliche Methoden – angefangen bei Interviews mit Betroffenen bis hin zu gesundheitsökonomischen Analysen. Dies schließt sowohl Methoden der qualitativen und quantitativen Forschung als auch die der Evidenzsynthese mit ein. Das bedeutet, unsere Studierenden lernen, vorhandene Studien zur gleichen Fragestellung systematisch zu identifizieren, deren Qualität kritisch zu bewerten sowie deren Ergebnisse zusammenzufassen. Das ist beispielsweise wichtig für Kliniker oder Entscheidungsträger, die einen systematisch aufbereiteten Überblick über die vielfältige Literatur brauchen.
Was ist das Besondere an dem Studiengang?
Versorgungsforschung ist eine junge Disziplin. Und unser Department ist eine in Deutschland einzigartige Einrichtung mit neun Abteilungen und etwa 80 Mitarbeitenden. Unsere Studierenden profitieren von der breiten methodischen und inhaltlichen Expertise des Forschungsschwerpunkts an der erst 2012 gegründeten Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften. Das Lehrangebot deckt beispielsweise auch ethische Fragestellungen, Digitalisierung im Gesundheitswesen, die Organisation der Gesundheitsversorgung sowie Themen der Patientenzentrierung und Patientensicherheit mit ab. Ein solches Studienangebot gibt es bisher noch nicht im Nordwesten.
Was erwartet die Studierenden?
Da wir den Studiengang erstmalig anbieten, können die Studierenden stärker mitgestalten. Wir bieten 25 Studienplätze an – das heißt, wir können unsere Studierenden intensiv, in einem engen persönlichen Kontakt betreuen. Wer bei uns studiert, kann auch individuelle Schwerpunkte setzen und diese beispielsweise im Berufsfeldpraktikum, dem Forschungsprojekt oder der Masterarbeit vertiefen. Außerdem ermöglichen wir, im Rahmen einer Exkursion erste Kongresserfahrung zu sammeln.
Wer kann sich denn auf den Studiengang bewerben?
Grundsätzlich alle, die einen Bachelorabschluss in einem geeigneten Studiengang haben, beispielsweise in den Gesundheits- oder Sozialwissenschaften. Wichtige Voraussetzung ist, dass die Interessierten bereits im Bachelorstudiengang vielfältige Kompetenzen in Forschungsmethoden erworben haben.
Und was kommt nach dem Abschluss?
Die Absolventinnen und Absolventen können einerseits in die Forschung an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen einsteigen. Es kommen aber auch wissenschaftliche Tätigkeiten in weiteren Bereichen in Betracht, beispielsweise bei Praxiseinrichtungen, wie zum Beispiel in Rehaeinrichtungen oder Gesundheitsämtern, oder bei Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen, wie der Kassenärztlichen Vereinigung, Ministerien oder wissenschaftlichen Instituten der Krankenkassen.
Interview: Constanze Böttcher