FWJ in der Abteilung Ethik in der Medizin an der Uni Oldenburg

FWJ in der Abteilung Ethik in der Medizin an der Uni Oldenburg

Tom Koelmann, FWJ 2023/2024:

Warum hast du dich dazu entschieden, ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr zu machen?
Die Möglichkeit, mich um ein FWJ zu bewerben, habe ich in etwa durch Mundpropaganda in meinem Bekanntenkreis erfahren. Da ich zuvor ohnehin schon sehr interessiert an dem wissenschaftlichen Arbeiten und Forschen war, kam das FWJ als ideale Gelegenheit für mich infrage, um nach dem Abitur einen tiefen Blick in das Studierenden- und Berufsleben zu erlangen. Außerdem war ich mir sowieso noch nicht so ganz sicher, welchen Studiengang ich denn nun nach meinem Abi anstreben würde, da ich noch die Bedenken hatte, dass ich etwas studieren werde, was ich hinterher doch bereuen würde.

Wo bist du eingesetzt und was sind deine Aufgabenbereiche?
Angesiedelt bin ich in der Abteilung Ethik in der Medizin im Department für Versorgungsforschung. Um genauer zu sein, helfe ich in dem Projekt „TriaDe“ mit, welches sich mit der 24-Stunden-Betreuung von Personen mit einer demenziellen Erkrankung in ihrem eigenen Haushalt durch eine osteuropäische Pflegekraft befasst. Unter anderem mache ich zusammen mit meinem Kollegen eine Diskursanalyse, also eine Analyse von Zeitungsartikeln der Leitmedien in den letzten Jahren, die sich mit häuslicher 24-Stunden-Betreuung befasst haben. Außerdem transkribiere ich Interviews, die zuvor von einer Kollegin mit Betroffenen durchgeführt worden sind, um deren Perspektive besser zu verstehen.
Zudem gibt es im Rahmen des Medizinstudiums Lehrveranstaltungen meiner Abteilung, an denen ich teilnehmen und mich an den Diskussionen beteiligen kann.

Wieso machst du deinen Freiwilligendienst ausgerechnet an der Universität Oldenburg?
Ich denke, da gibt es zwei Gründe. Zum einen ist die Uni Oldenburg nicht weit weg von meinem Heimatort entfernt, wodurch ich sehr einfach über die Wochenenden nach Hause fahren kann. Zum anderen (und das kann ich aus jetziger Sicht sagen) sind es die vielen Veranstaltungen und Workshops, die ich neben meiner Arbeit in meiner Arbeitsgruppe besuchen kann. Der jährlich stattfindende Science Slam ist da meine persönliche Empfehlung.
Zuletzt habe ich mich für die Uni Oldenburg entschieden, da es für das FWJ sehr viele positive und motivierende Erfahrungsberichte gibt. :)

Welchen Herausforderungen musstest du dich bis jetzt stellen?
Am Anfang war es ganz klar die Orientierung auf dem Campus, besonders der Campus-Wechloy. Aber bereits nach einem Monat hatte ich dann den Dreh raus, wo ich was finden kann bzw. wo was stattfindet. Lasst euch nicht von dem V03-Gebäude an der Ammerländer Heerstraße einschüchtern. Ich kenne niemanden, der sich da noch nie verlaufen hat. :) Es kamen aber auch mal hin und wieder technische Probleme auf mich zu, die ich hinterher mit meinem Kollegen aber dann doch beheben konnte. Die größte Herausforderung für mich, mit der ich ehrlicherweise immer noch zu kämpfen habe, ist es, auf fremde Menschen im Department oder allgemein auf dem Campus zuzugehen, wenn ich beispielsweise eine Frage habe. Dennoch kann ich für das Department Versorgungsforschung sagen, dass die Leute hier immer einen anlächeln, wenn man sie auf dem Flur begegnet.

Was hat dich positiv überrascht?
Positiv überrascht hat es mich, dass Professor*innen nicht die unantastbaren Autoritätspersonen sind, wie ich es mir zuvor vorgestellt hatte, sondern Menschen, die mit anderen ins Gespräch kommen wollen und ihre Mitarbeiter*innen in den laufenden Projekten unterstützend betreuen. Für das derzeit laufende „TriaDe-Projekt“ hat mich positiv überrascht, dass man als FWJler ein wichtiger Bestandteil des Teams ist. Gerade für die Interpretation der Interviews ist es für meine Kolleg*innen sehr gewinnbringend, wenn jemand, der kein sozialwissenschaftliches Studium absolviert hat, eine abweichende Lesart auf das Interview mitbringt. Scheut euch also nicht davor, eure Interpretationen euren Kolleg*innen mitzuteilen, wenn sie in eine ganz andere Richtung gehen.

Was glaubst du, bringt dir dieses Jahr?
Das FWJ hat mich bisher sehr gut bei meinen Plänen für meinen beruflichen Werdegang weitergeholfen. Da wäre zum einen das Gasthörstudium, bei dem ihr als FWJler*innen durch ein breites Portfolio euch in die Vorlesungen setzen dürft, die mit eurem Traumstudium in Verbindung stehen. Zum anderen sind es die Gespräche mit verschiedensten Studierenden und Menschen auf dem Campus, die viele ihrer Erfahrungen in ihrem beruflichen Werdegang mit mir geteilt und auch Tipps gegeben haben. Sie haben mich dazu bewegt, dass ich nach meinem FWJ erst eine praxisbezogene Ausbildung machen möchte, bevor ich mich zum Studium bewege. Des Weiteren gibt das FWJ für mich einen guten Einblick in das Berufsleben, in welchem sich der Tagesplan von dem aus meiner vergangenen Schulzeit nochmal stark unterscheidet.

Was hast du bisher in deinem Freiwilligendienst gelernt?
In den letzten Wochen habe ich anhand meiner Arbeit in meiner Abteilung und in den Bildungstagen vieles nochmal neu und anders lernen dürfen, als ich es vorher aus der Schule kannte. Darunter fällt die Gestaltung einer guten Präsentation, das Verwalten von Literatur in einem Programm, das Lesen und Verstehen von wissenschaftlichen Texten – im Grunde das „Toolkit“, welches man im Studium benötigt. Anhand der Lehrseminare meiner Abteilung habe ich die verschiedenen Themengebiete der Medizinethik anhand spezifischer Fallbeispiele kennenlernen dürfen. Und auch sonst durch die Arbeit an dem Projekt habe ich gelernt, wo überall ethische Konfliktpunkte zu identifizieren sind und dass es sehr schwierig sein kann, eine gute Lösung für alle Parteien zu finden. Am meisten interessiert mich die Philosophie der Zeitstruktur eines guten Lebens, worunter beispielsweise die Gesundheitsoptimierung fällt und ob überhaupt die Notwendigkeit danach besteht, da in jeder Lebensphase andere Bedingungen herrschen.

Was würdest du zukünftigen Freiwilligen mit auf den Weg geben?
Traut es euch ruhig zu, wenn die Aufgabeninhalte und das Thema des Projektes an eurer Stelle euch zusagen. Es lohnt sich, nach dem Abitur einen Freiwilligendienst zu absolvieren, um neue Kontakte zu knüpfen und um einen neuen Lebensabschnitt außerhalb des Heimatortes kennenzulernen. Im Blick auf die Berufsplanung ist die Perspektive während des FWJ nochmal eine ganz andere als die aus der Schule. In meiner Oberstufenzeit hätte ich jedenfalls nicht gedacht, dass ich noch vor meinem Studium eine Ausbildung machen möchte.
Abschließend kann ich den anderen Erfahrungsberichten nur zustimmen, dass das FWJ eine einmalige Erfahrung für euch sein wird. All die Gespräche und Kontakte mit Studierenden und allen voran mit meinen lieben Kolleg*innen werden mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Abteilungen Ethik in der Medizin und Organisationsbezogene Versorgungsforschung

Lucas Marcus Rateitschak, FWJ 2020/2021:

Warum hast du dich dazu entschieden ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr zu machen?
Für viele entscheidet sich die Frage, welchen Beruf man später ausüben möchte, recht früh. Mir ist diese Entscheidung nicht leichtgefallen und zum Ende meines Schulweges habe ich angefangen, mich für die wissenschaftliche Laufbahn zu interessieren. Allerdings konnte ich nur wenig über dieses Berufsfeld herausfinden, trotz dem heutigen Vorteil, sich nach allem im WorldWideWeb erkundigen zu können, und sich vorstellen, wie der Alltag eines*r Wissenschaftler*in aussieht. Da die Entscheidung, ob es für mich in Frage käme, Wissenschaftler zu werden, auch die Entscheidung der Wahl meines Studienganges stark beeinflusst hätte, habe ich die Chance ergriffen und mich für das FWJ beworben. 

Wo bist du eingesetzt und was sind deine Aufgabenbereiche?
Ich bin in zwei Abteilungen – in der Ethik in der Medizin und in der Organisationsbezogenen Versorgungsforschung – und arbeite dort hauptsächlich an einem Projekt, das von beiden Abteilungen in Kooperation durchgeführt wird, mit. Das Projekt soll die ethischen, versorgungsorganisatorischen und kommunikativen Aspekte eines Pflegesettings von Personen mit Demenz, deren Angehörigen und osteuropäischen „Pflegehilfskräften“ (wissenschaftliche Bezeichnung „live-in Hilfen“) in deutschen Haushalten untersuchen. Für dieses Projekt ist eine Vorstudie geplant, die sich auf die Perspektive der Angehörigen fokussiert, woran ich momentan arbeite. Da die Vorstudie nur ein Jahr dauern soll und zeitlich so geplant wurde, dass ich vom Anfang, dem Verfassen eines Ethikantrags, bis zum Schluss, der Publikation, mit dabei sein kann und somit alle Phasen des wissenschaftlichen Arbeitens miterleben darf.

Wieso machst du deinen Freiwilligendienst ausgerechnet an der Universität Oldenburg?
Da ich explizit nach einem Freiwilligendienst im Wissenschaftsbetrieb gesucht habe und meine Interessen bei den Geistes- und Sozialwissenschaften liegen, konnte ich nur bei der Universität Oldenburg etwas Passendes für mich finden.

Welchen Herausforderungen musstest du dich bis jetzt stellen?
In meinen Abteilungen hatte ich nicht das Gefühl mit Herausforderungen konfrontiert zu werden. Ich wurde bisher immer gut in meine Aufgaben eingewiesen und habe viele nette Kolleg*innen um mich herum, die ich stets fragen kann, wenn ich bei der ein oder anderen Sache nicht weiterweiß.

Die besondere Herausforderung ist aber die Covid-19-Pandemie, die aber vermutlich für uns alle eine Herausforderung darstellt. Aber auch bei diesem Punkt bin ich froh, dass ich das FWJ bei der Universität in Oldenburg mache, da wir uns regelmäßig online treffen und uns eigene online-Meetingräume zur Verfügung stehen, sodass man auch in diesen Zeiten Kontakt halten kann.

Was hat dich positiv überrascht?
Dass trotz des vollgepackten Alltags – zumindest für meine Kolleg*innen – eine schöne und entspannte Arbeitsatmosphäre herrscht und die spannenden Themen bei den Bildungstagen.

Was glaubst du, bringt dir dieses Jahr?
Da schon knapp ein Drittel des Jahres um ist, möchte ich zunächst sagen, dass mir die vergangene Zeit die Fragen nach der Wahl des richtigen Studiengangs und meines Berufswunsches bereits beantworten konnte. In der weiteren Zeit möchte ich mich auf mein Studium vorbereiten und dafür die Möglichkeit nutzen auch in der Arbeitszeit Vorlesungen und Seminare besuchen zu dürfen und weitere Kompetenzen und Erfahrungen für die wissenschaftliche Laufbahn erwerben.

Was hast du bisher in deinem Freiwilligendienst gelernt?
Ich kenne die Phasen des wissenschaftlichen Arbeitens und war auch an allen der bisher durchlaufenen Phasen an den dort auszuführenden Tätigkeiten beteiligt, sodass ich mit einigen Tätigkeiten oder beim Umgang mit wissenschaftlichen Artikeln routinierter und sicherer umgehe. Ich konnte die Methoden der qualitativen Forschung kennenlernen und werde diese demnächst auch lernen praktisch anzuwenden. Ich konnte mir ein Grundwissen in den Bereichen der Ethik in der Medizin und der Versorgungsforschung aneignen und habe den Umgang mit Programmen, die im wissenschaftlichen Kontext verwendet werden, erlernt.

Außerdem habe ich auch eine Menge sehr netter Menschen kennen gelernt. :)

Was würdest du zukünftigen Freiwilligen mit auf den Weg geben?
Ich denke, dass es wichtig ist ein Interesse für die Fächer mitzubringen, da man sich zum Anfang einen Überblick über die Forschungsthemen über die Literatur verschaffen muss, wenn anspruchsvollere Aufgaben übernehmen möchte. Hat man lediglich vor das Jahr zu überbrücken, eignet sich eine andere Stelle im Freiwilligendienst besser.

Ansonsten ist Kommunikation ein sehr wichtiger Aspekt, da man sehr viel im Austausch zu anderen steht, sowohl was die Abteilungen angeht, als auch auf größerer Ebene von dem Department bis zum internationalen Austausch. Aber auch gerade um eigenen Missverständnissen in puncto der Ausführung der Aufgaben vorzubeugen, sollte man sich nicht entmutigen lassen, sondern auf andere zugehen und nachfragen. Mir wurde dabei immer sehr freundlich und verständnisvoll entgegnet.                                                                                                    

Nadine Brandt (Stand: 09.10.2024)  | 
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