FWJ in der Universitätsklinik für Neurologie an der Uni Oldenburg

FWJ in der Universitätsklinik für Neurologie an der Uni Oldenburg

Louise Wölk, FWJ 2019/2020:

Warum hast du dich dazu entschieden, ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr zu machen?
Für mich stand schon immer fest, dass ich einmal beruflich in die naturwissenschaftliche Richtung gehen möchte. Dabei war ich mir nicht sicher, ob Biologie oder Medizin das richtige Studienfach für mich ist. Um eine Entscheidung treffen zu können und mir die späteren Berufsbilder besser vorstellen zu können, wollte ich durch das FWJ einen Einblick in die Forschung und die Klinik erhalten. Außerdem war es schön, ein Jahr nach dem Abi mal nicht in stressigen Lern- und Klausurenphasen zu stecken und generell etwas Arbeitsluft zu schnuppern. ;)

Wo bist du eingesetzt und was sind deine Aufgabebereiche?
Während meines FWJs an der Universitätsklinik für Neurologie war ich an sehr vielen, verschiedenen Projekten beteiligt, um einen möglichst umfangreichen Einblick in die medizinische Forschung und den Wissenschaftsbetrieb zu erhalten. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase habe ich an mehreren Projekten über das "Gesunde Altern des Kleinhirns" mitgearbeitet. Das Kleinhirn ist ein Teil des Gehirns, der besonders für die (Fein-)Motorik und Koordination, aber nach neuen Erkenntnissen auch für höhere Gehirnfunktionen, z.B. die Entscheidungsfindung, zuständig ist. Die Untersuchung des gesunden Alterns nimmt daher – auch im Anblick des demographischen Wandels – eine immer zentralere Rolle ein. Meine Aufgaben haben dabei zunächst das Zusammenstellen von Daten in Excel-Tabellen und das Einlesen in die Thematik umfasst, ich wurde aber auch immer wieder in die Datenauswertung einbezogen. Mittlerweile bin ich sogar an der Entwicklung eines "Systematic Reviews" – einer Übersicht über den neusten Forschungsstand auf diesem Gebiet – beteiligt. Nach einigen Monaten durfte ich auch ein eigenes, klinisches Forschungsprojekt übernehmen. Das Ziel des Projektes ist die Überprüfung der Reaktionszeiten bei Parkinsonpatienten beim Tippen auf einen Bildschirm und Loslassen eines Bildschirms im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden. Die Parkinsonerkrankung weist mit Tremor (Zittern), Rigor (Steifheit) und der Bradykardie (Bewegungsverlangsamung) drei Kardinalsymptome auf, von denen besonders die Bewegungsverlangsamung auch zu langsameren Reaktionszeiten führt. Begonnen mit einem Ethikantrag und der formalen Vorbereitung der Studie stecke ich momentan mitten im Prozess der Datenerhebung und teste regelmäßig Patienten und Kontrollprobanden mithilfe einer App, so kann ich auch viele klinische Erfahrungen sammeln und die Stationen eines Forschungsprojekts hautnah miterleben.

Wieso machst du deinen Freiwilligendienst ausgerechnet an der Universität Oldenburg?
Das FWJ wird momentan lediglich an der Medizinischen Hochschule Hannover und der Uni Oldenburg angeboten. An der Uni Oldenburg ist die Gruppe der FWJler viel kleiner, wodurch es leichter ist, sich auf den Seminaren kennenzulernen. Auch der Medizinstudiengang der Uni Oldenburg ist als Modellstudiengang anders als an anderen Unis, sodass man neben dem typischen Regelstudiengang auch nochmal eine andere Perspektive auf das Studium erhält. Generell hat es mir auch gefallen, dass Oldenburg eine grüne Großstadt mit Nähe zur Küste ist und daher viele Unternehmungsmöglichkeiten bietet. :)

Welchen Herausforderungen musstest du dich bis jetzt stellen?
Eine der größten Herausforderungen bisher war es, mich auf das Arbeitsleben einzustellen. In der Schule ist jeder Tag durch den Stundenplan immer genau getaktet. Im Arbeitsleben hat man viel mehr Freiraum zur Gestaltung seines Tages, was einem zwar viele Möglichkeiten zum individuellen Arbeiten gibt – zunächst aber etwas ungewohnt und fordernd ist. Gleichzeitig hat man viel mehr Verantwortung und muss sich dieser stellen.

Was hat dich positiv überrascht?
Positiv überrascht hat mich, dass ich ab dem ersten Tag in sehr viele Prozesse einbezogen und an vielen Projekten beteiligt wurde, meine Fragen immer beantwortet wurden und mir alles stets ausführlich erklärt wurde. So habe ich einen sehr guten Einblick in die Forschung auf neurologischen Gebieten erhalten. Überraschend war es auch, dass ich so oft in der Klinik tätig sein durfte und klinische Forschung hautnah miterleben durfte. Beides hat meine Interessen in diese Richtung gestärkt und verfestigt.

Was hast du bisher in deinem Freiwilligendienst gelernt?
Durch das Freiwillige Wissenschaftliche Jahr habe ich unglaublich viele tolle Erfahrungen gesammelt und mich auf vielen Gebieten persönlich entwickelt. Zu Beginn meines FWJs war ich etwas unsicher im Umgang mit Patienten, besonders Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen. Dadurch, dass ich aber einen Monat komplett in der Klinik verbracht habe, habe ich schnell gemerkt, dass mir die Arbeit mit Patienten auf diesem Gebiet sehr viel Spaß macht. Außerdem habe ich sehr viel über Neurologie generell gelernt, da ich auch einige Vorlesungen besuchen konnte und oft wissenschaftliche Artikel und Bücher gelesen habe. Noch dazu wurde ich in statistische Themen sowie die Programmiersprache Python eingearbeitet und habe einen Englischkurs an der Uni besucht.

Was, glaubst du, bringt dir dieses Jahr?
Das Jahr hilft mir auf jeden Fall bei meiner Studienplatzentscheidung. Durch die vielen positiven Erfahrungen, die ich während des FWJs sammeln konnte, bin ich mir mittlerweile sicher, Medizin studieren zu wollen. Außerdem habe ich mich in jeder Hinsicht selbst entwickelt, konnte meine Interessen verfestigen und habe auch eine Menge wissenschaftlicher und klinischer Erfahrungen (z.B. Arbeit mit Patienten) gesammelt. Durch die vielen praktischen Erfahrungen und die Einblicke in den Wissenschaftsbetrieb fühle ich mich auch für das kommende Studium sehr gut vorbereitet.

Was würdest du zukünftigen Freiwilligen mit auf den Weg geben?
Glaubt an euch und zeigt Interesse und Motivation an eurer Arbeit! Das FWJ ist wirklich eine einmalige Erfahrung, die ihr auf jeden Fall für euch nutzen solltet!

Nadine Brandt (Stand: 09.10.2024)  | 
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