FWJ in der Universitätsklinik für Neurologie an der Uni Oldenburg
FWJ in der Universitätsklinik für Neurologie an der Uni Oldenburg
Laura Moisejenko, FWJ 2024/2025:
Warum hast du dich dazu entschieden, ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr zu machen?
Ich habe mir aus diesem Jahr Orientierung für meine Zukunft erhofft. Mir war schon lange klar, dass ich etwas im naturwissenschaftlichen Bereich machen wollte und ich habe auch mit dem Gedanken gespielt, „in die Forschung zu gehen“ - jedoch war ich mir auch nicht wirklich im Klaren, was genau das bedeuten sollte. Jetzt habe ich ein deutlicheres Bild vor Augen, wie Positionen in der klinischen Forschung aussehen können, z.B. Clinician Scientist bzw. „forschender Arzt“ oder PhD und Post-doc Stellen.
Wo bist du eingesetzt und was sind deine Aufgabebereiche?
Ich bin in der Universitätsklinik für Neurologie. Meine Aufgaben sind vielfältig und werden auch mit Sicherheit nicht die sein, die du als nächste*r FWJler*in machen wirst, aber hier ist ein kleiner Einblick: Primär führe ich momentan die Messungen für zwei Studien durch.
Die PANGÄA-Studie untersucht die Pupillenreaktion auf abweichende, auditive Reize bei Menschen mit Parkinson und die Tap&Release-Studie, die von Freiwilligen zu Freiwilligen weitergegeben wird, schaut sich die Reaktionszeit beim Tippen und Loslassen einer Taste bei Menschen mit Parkinson an. Außerdem rekrutiere ich Proband*innen für diese beiden Studien, übernehme kleinere Programmieraufgaben (was ich mir anfangs gar nicht zugetraut hätte, mir mittlerweile aber großen Spaß macht), arbeite an einer sogenannten Metaanalyse zur Vagusnervstimulation mit und viele andere, kleinere Sachen hier und da.
Welchen Herausforderungen musstest du dich bis jetzt stellen?
Mich an die Arbeitszeiten, kombiniert mit dem Pendeln, zu gewöhnen war anfangs schwierig für mich - es wird aber immer leichter, je heller es wird. Außerdem war es für mich eine Herausforderung, in eine unbekannte Umgebung zu kommen und mich dort zurechtzufinden. Man muss sich aber daran erinnern, dass alle um dich herum auch nur Menschen sind und dir nichts Böses wollen. Ich bin hier ein viel offenerer Mensch geworden und hab jetzt auch fast keine Probleme mehr damit, jemanden anzurufen (yippie!).
Was hat dich positiv überrascht?
Positiv hat mich überrascht, wie sehr ich darin aufgehe, mit Proband*innen zusammenzuarbeiten. Nachdem ich eine gewisse Routine gefunden hatte, machen mir die Messungen richtig viel Spaß. Und wie sehr ich mit offenen Armen aufgenommen wurde und ich in verschiedensten Vorhaben unterstützt werde, z.B. bei dem Einreichen eines Abstracts bei einem Kongress oder bei jeglichen Hospitationen in der Klinik.
Was, glaubst du, bringt dir dieses Jahr?
Vor allem bringt mir dieses Jahr Orientierung, da ich in viele Bereiche reinschnuppern kann und sehen kann, wie die Realität eines Arbeitsalltags aussehen kann. Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass es auch in Ordnung ist, keinen perfekt konkreten Plan für die Zukunft zu haben. Diese Erkenntnis nimmt mir den Druck und ist für mich genauso wertvoll.
Was hast du bisher in deinem Freiwilligendienst gelernt?
Ich glaube, ich habe in diesem Jahr so viel gelernt, wie in keinem anderen. Auf der einen Seite stehen die inhaltlichen Aspekte (Unter anderem: wie führe ich den MoCA-Test durch? Wie funktioniert eine Metaanalyse? Welchen Einfluss hat der Locus Coeruleus auf die Pupille? Inwiefern unterscheidet sich das bei Menschen mit Parkinson und kann Vagusnervstimulation dies beeinflussen?) und auf der anderen Seite der Umgang mit Proband*innen und Patient*innen, mich selbst zu organisieren und Verantwortung zu übernehmen – sowohl inhaltlich als auch organisatorisch.
Was gibst du zukünftigen Freiwilligen mit auf den Weg?
Nutzt die Zeit, die ihr hier habt - und macht das Beste daraus. Das FWJ ist eine einzigartige Erfahrung, wobei euch vor allem in dieser Arbeitsgruppe extrem viele Möglichkeiten und Unterstützung geboten werden. In der Neurologie seid ihr in einem sehr interessanten, relevanten Fachgebiet tätig und in einem netten, hilfsbereiten Team super aufgehoben!
Louise Wölk, FWJ 2019/2020:
Warum hast du dich dazu entschieden, ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr zu machen?
Für mich stand schon immer fest, dass ich einmal beruflich in die naturwissenschaftliche Richtung gehen möchte. Dabei war ich mir nicht sicher, ob Biologie oder Medizin das richtige Studienfach für mich ist. Um eine Entscheidung treffen zu können und mir die späteren Berufsbilder besser vorstellen zu können, wollte ich durch das FWJ einen Einblick in die Forschung und die Klinik erhalten. Außerdem war es schön, ein Jahr nach dem Abi mal nicht in stressigen Lern- und Klausurenphasen zu stecken und generell etwas Arbeitsluft zu schnuppern. ;)
Wo bist du eingesetzt und was sind deine Aufgabebereiche?
Während meines FWJs an der Universitätsklinik für Neurologie war ich an sehr vielen, verschiedenen Projekten beteiligt, um einen möglichst umfangreichen Einblick in die medizinische Forschung und den Wissenschaftsbetrieb zu erhalten. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase habe ich an mehreren Projekten über das "Gesunde Altern des Kleinhirns" mitgearbeitet. Das Kleinhirn ist ein Teil des Gehirns, der besonders für die (Fein-)Motorik und Koordination, aber nach neuen Erkenntnissen auch für höhere Gehirnfunktionen, z.B. die Entscheidungsfindung, zuständig ist. Die Untersuchung des gesunden Alterns nimmt daher – auch im Anblick des demographischen Wandels – eine immer zentralere Rolle ein. Meine Aufgaben haben dabei zunächst das Zusammenstellen von Daten in Excel-Tabellen und das Einlesen in die Thematik umfasst, ich wurde aber auch immer wieder in die Datenauswertung einbezogen. Mittlerweile bin ich sogar an der Entwicklung eines "Systematic Reviews" – einer Übersicht über den neusten Forschungsstand auf diesem Gebiet – beteiligt. Nach einigen Monaten durfte ich auch ein eigenes, klinisches Forschungsprojekt übernehmen. Das Ziel des Projektes ist die Überprüfung der Reaktionszeiten bei Parkinsonpatienten beim Tippen auf einen Bildschirm und Loslassen eines Bildschirms im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden. Die Parkinsonerkrankung weist mit Tremor (Zittern), Rigor (Steifheit) und der Bradykardie (Bewegungsverlangsamung) drei Kardinalsymptome auf, von denen besonders die Bewegungsverlangsamung auch zu langsameren Reaktionszeiten führt. Begonnen mit einem Ethikantrag und der formalen Vorbereitung der Studie stecke ich momentan mitten im Prozess der Datenerhebung und teste regelmäßig Patienten und Kontrollprobanden mithilfe einer App, so kann ich auch viele klinische Erfahrungen sammeln und die Stationen eines Forschungsprojekts hautnah miterleben.
Wieso machst du deinen Freiwilligendienst ausgerechnet an der Universität Oldenburg?
Das FWJ wird momentan lediglich an der Medizinischen Hochschule Hannover und der Uni Oldenburg angeboten. An der Uni Oldenburg ist die Gruppe der FWJler viel kleiner, wodurch es leichter ist, sich auf den Seminaren kennenzulernen. Auch der Medizinstudiengang der Uni Oldenburg ist als Modellstudiengang anders als an anderen Unis, sodass man neben dem typischen Regelstudiengang auch nochmal eine andere Perspektive auf das Studium erhält. Generell hat es mir auch gefallen, dass Oldenburg eine grüne Großstadt mit Nähe zur Küste ist und daher viele Unternehmungsmöglichkeiten bietet. :)
Welchen Herausforderungen musstest du dich bis jetzt stellen?
Eine der größten Herausforderungen bisher war es, mich auf das Arbeitsleben einzustellen. In der Schule ist jeder Tag durch den Stundenplan immer genau getaktet. Im Arbeitsleben hat man viel mehr Freiraum zur Gestaltung seines Tages, was einem zwar viele Möglichkeiten zum individuellen Arbeiten gibt – zunächst aber etwas ungewohnt und fordernd ist. Gleichzeitig hat man viel mehr Verantwortung und muss sich dieser stellen.
Was hat dich positiv überrascht?
Positiv überrascht hat mich, dass ich ab dem ersten Tag in sehr viele Prozesse einbezogen und an vielen Projekten beteiligt wurde, meine Fragen immer beantwortet wurden und mir alles stets ausführlich erklärt wurde. So habe ich einen sehr guten Einblick in die Forschung auf neurologischen Gebieten erhalten. Überraschend war es auch, dass ich so oft in der Klinik tätig sein durfte und klinische Forschung hautnah miterleben durfte. Beides hat meine Interessen in diese Richtung gestärkt und verfestigt.
Was hast du bisher in deinem Freiwilligendienst gelernt?
Durch das Freiwillige Wissenschaftliche Jahr habe ich unglaublich viele tolle Erfahrungen gesammelt und mich auf vielen Gebieten persönlich entwickelt. Zu Beginn meines FWJs war ich etwas unsicher im Umgang mit Patienten, besonders Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen. Dadurch, dass ich aber einen Monat komplett in der Klinik verbracht habe, habe ich schnell gemerkt, dass mir die Arbeit mit Patienten auf diesem Gebiet sehr viel Spaß macht. Außerdem habe ich sehr viel über Neurologie generell gelernt, da ich auch einige Vorlesungen besuchen konnte und oft wissenschaftliche Artikel und Bücher gelesen habe. Noch dazu wurde ich in statistische Themen sowie die Programmiersprache Python eingearbeitet und habe einen Englischkurs an der Uni besucht.
Was, glaubst du, bringt dir dieses Jahr?
Das Jahr hilft mir auf jeden Fall bei meiner Studienplatzentscheidung. Durch die vielen positiven Erfahrungen, die ich während des FWJs sammeln konnte, bin ich mir mittlerweile sicher, Medizin studieren zu wollen. Außerdem habe ich mich in jeder Hinsicht selbst entwickelt, konnte meine Interessen verfestigen und habe auch eine Menge wissenschaftlicher und klinischer Erfahrungen (z.B. Arbeit mit Patienten) gesammelt. Durch die vielen praktischen Erfahrungen und die Einblicke in den Wissenschaftsbetrieb fühle ich mich auch für das kommende Studium sehr gut vorbereitet.
Was würdest du zukünftigen Freiwilligen mit auf den Weg geben?
Glaubt an euch und zeigt Interesse und Motivation an eurer Arbeit! Das FWJ ist wirklich eine einmalige Erfahrung, die ihr auf jeden Fall für euch nutzen solltet!