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Studierende forschen zu Corona
Rund 50 Studierende aus fünf Fakultäten arbeiten seit Beginn des Sommers an eigenen Projekten rund um die Pandemie. Die Universität fördert die Vorhaben im Lehrprofil forschen@studium.
Rund 50 Studierende aus fünf Fakultäten arbeiten seit Beginn des Sommers an eigenen Projekten rund um die Pandemie. Die Universität fördert die Vorhaben im Lehrprofil forschen@studium.
BigBlueButton statt Hörsaal, Hausarbeiten schreiben im WG-Zimmer statt in der Bibliothek, Überbrückungshilfe statt Nebenjob – die vergangenen Monate waren für viele Studierende eine enorme Herausforderung. Und nicht nur für sie: Innerhalb kürzester Zeit hat das neue Coronavirus unser aller Leben auf den Kopf gestellt. Kaum ein gesellschaftlicher Bereich wird nicht von den Folgen des Lockdowns und den andauernden Einschränkungen beeinflusst.
All diese Veränderungen laden geradezu dazu ein, sie wissenschaftlich zu untersuchen, fand das Team forschen@studium des Referats Studium und Lehre. Unter diesem Label sammelt die Universität verschiedene Aktivitäten und Projekte, die studentisches Forschen fördern. Anfang des Sommersemesters wurden die Studierenden dazu aufgerufen, sich mit Forschungsvorhaben rund um das Thema Corona für eine Förderung zu bewerben.
„Corona beschäftigt uns alle. Die Studierenden können die Pandemie aus ganz verschiedenen Perspektiven erforschen – das wollen wir unterstützen“, erklärt Antonia Ley, Koordinatorin bei forschen@studium. Unter der Schirmherrschaft der Vizepräsidentin für Studium, Lehre und Internationales, Prof. Dr. Verena Pietzner, hat die Universität insgesamt 100.000 Euro für die Corona-Projekte bereitgestellt. Die Studierenden bekommen Sachkosten für ihre Forschung und die Uni stellt sie für die Projektlaufzeit bis November als studentische Hilfskräfte an. „So können einige den Wegfall ihrer Nebenjobs kompensieren“, erläutert Tanja Krusche, ebenfalls aus dem Team forschen@studium. Insgesamt bewarben sich 27 Teams auf die Ausschreibung, 19 wurden ausgewählt.
Internationale Perspektiven
Die Themen der Projekte sind so unterschiedlich wie die fachlichen Hintergründe der Studierenden, die von den Bildungs- und Sozialwissenschaften über Kulturwissenschaften, Germanistik und Geschichte bis zu den Natur- und Gesundheitswissenschaften reichen. Die Teams untersuchen etwa, welche Rolle soziale Kontakte spielen, um den Alltag im Homeoffice zu strukturieren, wie sich der Energieverbrauch der Uni während des Lockdowns verändert hat, und was die Einschränkungen der Pandemie insbesondere auch für die internationalen Studierenden bedeuten.
Gleich mehrere Teams des internationalen Studiengangs „European Master in Migration Studies and Intercultural Relations“ (EMMIR) haben sich etwa mit dem Begriff „home“ beschäftigt: „In der Pandemie hieß es auf einmal überall: ‚Stay home!‘, ‚Bleibt zuhause!‘. Gleichzeitig sind wir weit entfernt von unseren Familien, unserem Herkunftsland – wir kommen aus Mexiko, Kolumbien und Guatemala“, erzählt die Studentin Alejandra Castellanos Breton. Gemeinsam mit mit Jose Guillermo Ricalde Perez und Lisa Marie Perez Sosa untersucht sie, wie sich die Vorstellung von „home“ im Laufe der Pandemie speziell für LGBTQI-Studierende verändert hat.
Ein weiteres EMMIR-Team erforscht die Situation der internationalen Studierenden in Oldenburg mit der Frage, welche Erfahrungen sie in den letzten Monaten „home-away-from-home“ gemacht haben. Beide Gruppen haben im Laufe ihres Studiums bereits eigene Forschungsprojekte durchgeführt. Für sie war die Ausschreibung eine gute Gelegenheit, neue, auch umfangreichere Forschungsmethoden auszuprobieren.
Gelegenheit, neue Methoden auszuprobieren
Mit einer ähnlichen Motivation bewarben sich auch Jessica Schütz und Aileen Weichert für die Förderung: Die zwei Masterstudentinnen befinden sich in den letzten Zügen ihres Studiums der Fächer Sonderpädagogik und Werte und Normen beziehungsweise Biologie. Sie liebäugeln damit, sich in das Abenteuer Promotion zu stürzen. Mit der Förderung ihres Projekts, bei dem sie Jugendliche mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf bei der emotionalen und sozialen Entwicklung zum Thema Homeschooling befragen, konnten sie diese Perspektive schon einmal simulieren: Wie ist es, eine eigene Forschung durchzuführen? Und wie plane ich ein Projekt von Anfang bis Ende durch?
Ebenfalls mitten im Masterstudium stecken Johannes Dörr und Julia-Franziska Schley. Beide sind leidenschaftliche Musiker und studieren unter anderem das Fach Musik auf Lehramt. Im vergangenen Semester stand für sie ein Modul zu Forschungsmethoden auf dem Programm. „Die Aussicht, dass die Ergebnisse unseres Projekts letztlich nicht in der Schublade verschwinden, sondern wir sie öffentlich präsentieren können, hat uns motiviert, eine Bewerbung für die Förderung einzureichen“, erzählt Schley. Die Forschungsfrage des Duos: Welche Rolle können digitale Medien im Musik- und Instrumentalunterricht spielen? Hierzu befragten sie Schülerinnen und Schüler zu ihren Erfahrungen und Wünschen – ein Ansatz, der mit einigem bürokratischem Aufwand einherging: „Um Befragungen in Schulklassen durchzuführen, benötigt man die Genehmigung der Landesschulbehörde. Da die Sommerferien vor der Tür standen, mussten wir uns ziemlich beeilen“, erzählt Dörr.
Erste Forschungserfahrungen sammeln
Um die Studierenden bei Schwierigkeiten wie diesen zu unterstützen, stehen allen Teams während der Projektlaufzeit ein bis zwei Dozentinnen und Dozenten zur Seite.Vom regelmäßigen Feedback profitieren insbesondere Studierende, die noch mitten im Bachelorstudium stecken. Sie können mit den Corona-Projekten erste Forschungserfahrungen sammeln. So wie Julika Hülsemann und Julius Greifenberg: Beide studieren Sozialwissenschaften im vierten Semester und bereiten sich auf die anstehende Bachelor-Arbeit vor. Sie gehen der Frage nach, welche Auswirkungen verminderte soziale Kontakte auf die studentische Alltagsorganisation haben. Bei Semesterarbeiten gehe es meist vor allem um die Recherche und Reproduktion von Forschungsliteratur, erklärt Greifenberg. „Nun ist die Herausforderung, eine geeignete Forschungsmethode zu finden.“ Hülsemann ergänzt: „Für uns ist das neu: Wie konzipiert man einen Fragebogen? Und wie können wir die Fragen so formulieren, dass sie durch die dynamische Entwicklung der Krise nicht direkt veralten?“ In diesem Prozess sei vor allem der regelmäßige Austausch mit ihren beiden Betreuern eine wertvolle Unterstützung gewesen. „Sie haben uns viele hilfreiche Tipps gegeben und jeden Schritt des Projekts mit uns besprochen“, sagt Hülsemann.
So unterschiedlich die Themen und Herausforderungen sind, mit denen die Studierenden in ihren Projekten zu tun haben – was sie eint, ist ihr Forscherdrang, der Wunsch, aktuelle Entwicklungen mit dem im Studium erworbenen Wissen zu verknüpfen und besser zu verstehen. Inzwischen sind die Teams mit ihren Vorhaben auf der Zielgeraden. Die Ergebnisse präsentieren sie am 26. November beim Tag des Lehrens und Lernens in einer Online-Postersession.
Hinweis: Die Videoaufnahmen entstanden bereits im Sommer unter den zu der Zeit geltenden Corona-Verordnungen.
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