„Leinen los“ heißt es an diesem Freitag an Bord der „Sonne“. Das zweitgrößte deutsche Forschungsschiff bricht vom neukaledonischen Nouméa im Südpazifik zu einer Expedition in die Tasmansee vor Neuseeland auf. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten des internationalen Teams stehen Klimaveränderungen und Meeresströmungen in der Region sowie die Vereisungsgeschichte der Südinsel Neuseelands. Die Oldenburger Geochemikerin Katharina Pahnke leitet die Expedition.
Knapp vier Wochen lang ist das Team des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven (AWI) sowie internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Südwestpazifik unterwegs. Ziel des Vorhabens „PaläoTaNZ“ ist es, mit ozeanographischen und geologischen Methoden einen Blick in die jüngere erdgeschichtliche Vergangenheit der Meeresregion zu werfen. Ein solcher Blick hilft unter anderem, gegenwärtige Klima- und Umweltveränderungen besser zu verstehen.
„Das Untersuchungsgebiet im Südpazifik nimmt eine Schlüsselrolle im globalen Ozean- und Klimasystem ein und ist bisher geologisch und geochemisch nur wenig untersucht“, sagt Pahnke. Der subtropische Teil des größten Weltozeans verbindet die tropischen Gewässer mit den subantarktischen. Hier spielen sich wichtige Prozesse ab, die globale Meeresströmungen und das Wechselspiel zwischen Ozean und Atmosphäre beeinflussen.
Gleichzeitig tragen Gletscher und Flüsse Süßwasser und Sedimente in die Meeresregion ein, und die vorherrschenden Winde bringen Staub von Land mit. „Diese Sedimentschichten sind wie ein Archiv der Klimaveränderungen in der Region“, erläutert Pahnke. „Wir können durch verschiedene Untersuchungen die Kopplung von Umweltbedingungen im Meer und den klimatischen Änderungen in Neuseeland über die letzten Vereisungszyklen Neuseelands rekonstruieren.“
Während der Expedition nimmt das Team um Pahnke mit aufwändigen Methoden Proben aus Sedimenten aus Wassertiefen zwischen 900 und 6000 Metern. Diese sogenannten Sedimentkerne können bis zu 25 Meter lang sein. Bereits an Deck öffnen die Forschenden diese Kerne und nehmen anfängliche Untersuchungen vor. Später im Labor bestimmen sie unter anderem die Größe der Sandkörner sowie verschiedene chemische Größen, die etwa Rückschlüsse auf Temperatur und Niederschläge in der Region sowie die Strömungsverhältnisse in der Vergangenheit ermöglichen. Die Forschenden nehmen zudem Wasserproben, die sie auf Spurenelemente und Metall-Isotope untersuchen. Diese Daten geben unter anderem Hinweise auf die aktuellen Meeresströmungen und Stoffeinträge.
Neben Team aus Oldenburg und Bremerhaven werden Forschende des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), des Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University in New York (USA), der University of Birmingham (Großbritannien) und der University of Otago (Neuseeland) an Bord sein.