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Projekt IMPULSE

AG Ökologische Ökonomie

Über das Projekt „IMPULSE”

Das Seminar ist Teil des Projektes „Immersive Playful Understanding and Learning for Sustainability Engagement“ (IMPULSE) der Arbeitsgruppe Ökologische Ökonomie am Department für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. Ziel des Projektes ist es, ein innovatives Lehrmodul für Studierende zu Nachhaltigkeitsdilemmata zu konzipieren und zu erproben. Die Inhalte des Lehrmoduls machen die Diversität des Nachhaltigkeitsdiskurses und seine inhärenten Dilemmata erfahrbar, indem sie eine spielerische Annäherung an das Thema bieten. Zum Abschluss des Projektes werden Hendrik Wolter und Sophie Berg die Ergebnisse wissenschaftlich aufbereiten und für weitere Studiengänge und Universitäten zugänglich machen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert das zweijährige Projekt mit 124.000 Euro.

Kontakt

Sophie Berg

+49 441 798-4031

Dr. Hendrik Wolter

+49 441 798-4377

  • Das Bild zeigt eine Gruppe von Studierenden, die das Spiel "Woodbanks" spielen. In der Tischmitte liegt das Spielfeld, darauf stehen kleine hölzerne Chips, die von den Spielenden bewegt werden. Auch ein Würfel liegt auf dem Tisch.

    Das Spiel „Woodbanks“ ist nur eines von mehreren Spielen, die die Studierenden im Seminar spielen. Auf dem Spielfeld stehen die „Baumchips“, die zentrale Währung des Spiels. Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

  • Das Bild zeigt das Spielfeld in Nahaufnahme. Hölzerne Chips liegen auf dem Feld. Sie stellen unterschiedlich hoch gewachsene Bäume dar. Eine Studentin zeigt mit Ihrer Hand auf einen der Bäume.

    Über zwölf Runden versuchen die Spielerinnen und Spieler, gleichzeitig den Wald zu erhalten, alle Abgaben an die Gemeinschaftskasse zu leisten und selbst die meisten Chips im Vorrat zu haben. Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

  • Das Bild zeigt Sophie Berg und Hendrik Wolter. Sie sitzen auf einem Tisch und lächeln in die Kamera. Im Hintergrund sitzt die Gruppe, die der Autor des Textes begleitet hat, beim Spielen zusammen.

    Sophie Berg und Hendrik Wolter möchten mit ihrem Seminar Reflexionsprozesse bei den Studierenden anstoßen. Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

Spielerisch ins Dilemma

Wenn im Seminar von Sophie Berg und Hendrik Wolter die Würfel rollen, geht es weniger um den Spielspaß, sondern darum, ein Gefühl für die Zielkonflikte nachhaltigen Wirtschaftens zu gewinnen – und für die eigene Zwiespältigkeit.

Wenn im Seminar von Sophie Berg und Hendrik Wolter die Würfel rollen, geht es weniger um den Spielspaß, sondern darum, ein Gefühl für die Zielkonflikte nachhaltigen Wirtschaftens zu gewinnen – und für die eigene Zwiespältigkeit.

Als Stephanie Pope den Würfel wirft, starren fünf Augenpaare gebannt auf die Tischplatte. Es ist eine Sechs. „Yeah!“ – Großer Jubel bricht aus. Denn die Sechs bedeutet, dass nun alle „Bäume“, die auf dem Spielfeld in der Tischmitte stehen, um gleich drei Stufen wachsen. Dieser unerwartete Wachstumsschub ist auch nötig, denn in der nächsten Phase des Spiels werden einige Bäume geschlagen und unter den Spielenden aufgeteilt. Pope, ihr Kommilitone Malte Albrecht und ihre Kommilitoninnen Viktoria Hamburg, Svea Kuhlmann und Sophia Kruse spielen „Woodbanks“, ein Brettspiel, bei dem es um die gemeinschaftliche Bewirtschaftung eines Waldes geht.

Das Spiel gehört zum Lehrplan des Seminars „Entscheidungen unter Unsicherheit: Dilemmata der Nachhaltigkeit spielerisch erfahrbar machen“ von Sophie Berg und Dr. Hendrik Wolter, das sich an Studierende aus verschiedenen Masterstudiengängen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften richtet. „Große Herausforderungen wie der Klimawandel, soziale Ungleichheiten und andere Nachhaltigkeitsprobleme erfordern Durchhaltevermögen und Widerstandsfähigkeit, wenn man ihnen erfolgreich begegnen will“, sagt Berg. Häufig gerate man in Dilemmata, also Zielkonflikte, wenn man die Probleme zu lösen versuche. Ein Beispiel dafür sei die „Teller oder Tank“-Debatte, also die Frage, ob man Pflanzen ausschließlich als Nahrungsmittel oder auch als Biokraftstoff nutzen sollte.

„In dem Seminar wollen wir insbesondere reflektieren, wie schwierig es sein kann, nachhaltig zu handeln“, ergänzt Wolter. Spielbasiertes Lernen biete einen sicheren Versuchsraum für Auseinandersetzungen, weil Studierende sich zunächst auf eine intuitive Art mit Dilemmasituationen beschäftigen können, bei der Fehler keine echten Konsequenzen haben. Die Spiele sensibilisieren laut Wolter nicht nur für Werte- und Interessenkonflikte, sondern auch für Emotionen wie Gier, Ärger, Scham oder Gruppenzwang. „Wir sprechen dabei von ‚serious Gaming‘. Dabei geht es vor allem darum, Verständnis für andere Perspektiven und das Verhalten anderer Menschen zu gewinnen“, erläutert Sophie Berg.

„Woodbanks“ bietet viel Raum für Zielkonflikte

Das Spiel „Woodbanks“ biete dazu eine gute Gelegenheit. Die Spielenden übernehmen jeweils ein Dorf, das mit allen anderen Dörfern um eine begrenzte Anzahl von Bäumen in der Spielmitte konkurriert. Wie schnell die Bäume wachsen, hängt von einem Würfelwurf, also vom Zufall, ab. Reihum entscheiden die Spielenden nach dieser Wachstumsphase, wie viele Bäume sie für ihr Dorf fällen und welchen Teil ihrer Ernte sie investieren wollen, um neue Bäume zu pflanzen. Die ersten drei Bäume kosten jeweils einen „Baumchip“, der die Basis eines neuen Baumes bildet. Zusätzliche Bäume sind teurer. Die Crux: Gewonnen hat das Spiel, wer am Ende am meisten Holz geerntet hat – aber nur, wenn er immer die im Spiel anfallenden Abgaben an die Gemeinschaftskasse leisten kann und wenn am Spielende noch mehr als fünf Bäume auf dem Spielfeld stehen. Ist eines der beiden nicht der Fall, verlieren alle.

Damit das möglichst nicht passiert, treten die Spielenden im Spielverlauf immer wieder als „Rat der Dörfer“ zusammen und versuchen, sinnvolle Regeln festzulegen, wie sie mit den beschränkten Ressourcen umgehen wollen. „Woodbanks“ bietet somit viel Raum für Zielkonflikte und macht eine ständige Abwägung zwischen Allgemein- und Eigeninteressen, zwischen Gemeinsinn und Egoismus notwendig. „Das Spiel zeigt hervorragend, wie schwierig es sein kann, nachhaltig zu handeln“, erklärt Wolter.

Diese Erfahrung machen auch die Seminarteilnehmenden. Als Student Malte Albrecht in einer Runde deutlich mehr Bäume fällen lässt als seine Mitspielerinnen, weist ihn seine Kommilitonin Viktoria Hamburg zurecht: „Der Wald muss am Leben bleiben, nicht ein Dorfchef der große Macker sein!“. Der Kritisierte rechtfertigt sich: „Ich brauche halt genug Baumchips zum Pflanzen und zur Abgabe, und es soll ja auch noch etwas für mich übrigbleiben.“ Ein paar Runden später, als schlechte Würfelergebnisse für ein geringes Waldwachstum sorgen, macht sich in der Runde ein Anflug von Verzweiflung breit. „Ich glaube, keiner hier kann reich werden, wir müssen einfach nur irgendwie überleben“, fürchtet Stephanie Pope.

Es folgen intensive Verhandlungen im Rat der Dörfer darüber, welches Dorf wie viele Bäume pflanzen muss, damit das Spiel nicht vorzeitig endet. Malte Albrecht, eben noch für seine Gier gerügt, lässt daher eine Fäll-Runde aus. „Vorbildlich“, kommentieren dies seine Mitspielerinnen. „Man kann eben nicht alleine gewinnen“, erinnert Sophia Kruse an das Spielprinzip.

Die Realität ist noch deutlich komplizierter

Die Partie gewinnt Malte am Ende trotzdem. „Unser Team hätte gieriger sein müssen, um zu gewinnen“, meint Viktoria. In der anschließenden Reflexionsrunde sind sich die Teilnehmenden einig, dass das Spiel bei allem Spaß auch kompliziert war; vor allem, weil Gemeinsinn und Eigeninteresse auszubalancieren waren. „Immerhin spielen Umwelteinflüsse und Naturkatastrophen im Spiel kaum eine Rolle. Das wäre noch schwieriger“, reflektiert Svea Kuhlmann.

Für die Studierenden war das Spiel ein kleiner Vorgeschmack darauf, welche Dilemmata ihnen im späteren Berufsleben begegnen könnten: Wie lassen sich soziale, ökonomische und ökologische Anliegen ausbalancieren? Wer erhält welchen Anteil gemeinschaftlich genutzter Güter? Welche Rolle spielt Fair Play, und wo bedarf es verbindlich aufgestellter und festgeschriebener Regeln? Die Studierenden aus Bergs und Wolters Seminar setzen sich in ihren den Spielen folgenden Reflexionssitzungen intensiv mit den eigenen emotionalen und normativen Haltungen in spannungsgeladenen Situationen auseinander, um den individuellen Umgang damit sowie Handlungs- und Gestaltungskompetenzen dafür zu fördern. Denn die Realität, so wissen alle Beteiligten, ist noch einmal deutlich komplizierter.

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