Mit den Gesundheitsangeboten der Uni sind 78 Prozent der Studierenden zufrieden, so ein Umfrageergebnis vom Frühsommer. Dennoch gibt es Sorgen und Nöte, Wünsche an die Universität – Impulse, die das Studentische Gesundheitsmanagement nach Möglichkeit aufnehmen will.
Wie geht es den Studierenden an der Universität? Das wollte der Lenkungskreis für Studentisches Gesundheitsmanagement genauer wissen und startete im Mai eine ausführliche Befragung, an der sich 1014 Studierende beteiligten. 72 Prozent studieren gern oder sehr gern hier, 68 Prozent geben an, sie studierten „mit einem guten Gefühl“ (oder einem sehr guten) an der Uni Oldenburg – aber es gibt eben auch Sorgen, Nöte und Verbesserungsvorschläge.
„Eine Idee, die besonders häufig geäußert wurde und die wir direkt umsetzen möchten, ist die Installation von Trinkwasserspendern auf dem Campus“, sagt Tim Wohlann, der seit Sommer 2022 das beim Hochschulsport angesiedelte Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) koordiniert. Auch die bereits bestehenden gesundheitsförderlichen Angebote etwa des Hochschulsports und des Psychosozialen Beratungsservices (PBS) möchte er stärker bündeln und besser sichtbar machen.
Die Ergebnisse der Umfrage deckten sich mit denjenigen anderer aktueller Studien zur Lage von Studierenden, so Wohlann. Zwischen den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und steigenden Lebenshaltungskosten, Prüfungsdruck und Zukunftsängsten seien viele insbesondere psychisch stark belastet. So fühlten sich 37 Prozent der befragten Oldenburger Studierenden in den vorangegangenen zwei Monaten durch ihr Studium oft ausgebrannt, 39 Prozent sahen ihren Gesundheitszustand im selben Zeitraum beeinträchtigt. 44 Prozent sorgten sich um ihre Gesundheit.
Mehr soziale Interaktionen auf dem Campus
„Hinzu kommt bei manchen ein starkes Gefühl der Einsamkeit“, so Wohlann, „der Wunsch nach mehr sozialer Vernetzung und Interaktion ist groß.“ Insgesamt 29 Prozent der Befragten gaben an, einsam zu sein. Gemeinsam mit dem Lenkungskreis, an dem neben Hochschulsport und PBS auch das Dezernat 3 für Studentische und Akademische Angelegenheiten, der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) und die Betriebliche Gesundheitsförderung beteiligt sind, wolle er sich daher Gedanken über mehr soziale Interaktionen auf dem Campus machen und Informationen zu entsprechenden Angeboten sammeln.
Das Hauptziel des Studentischen Gesundheitsmanagements ist es, sich für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Studierenden einzusetzen. „Unser Ziel ist es, Rahmenbedingungen für ein gesundes Studium zu schaffen und Angebote zur Stärkung der Gesundheitskompetenzen auszubauen. Dafür wollen wir sowohl bestehende Angebote verstärken, als auch neue Angebote schaffen“, betont Wohlann, der neben der SGM-Koordination am Institut für Sportwissenschaft der Universität Lüneburg promoviert. Eine Gesundheitskultur auf dem Campus zu schaffen, das sei die gemeinsame Vision.
Diese gelte es auch dauerhaft zu verankern, hebt Jens-Olaf Ramke hervor, stellvertretender Leiter der Zentralen Einrichtung Hochschulsport. Er wünscht sich langfristig, „dass eine Förderung der Studierendengesundheit als Aufgabe der Hochschulen verstetigt wird“. Derzeit sei dies eine freiwillige Aufgabe der Hochschulen, für die in Niedersachsen kaum Mittel zur Verfügung stünden. Daher sei es zentral, den Aufbau und die Implementierung systematischer Ansätze zur studentischen Gesundheitsförderung an den niedersächsischen Hochschulen politisch zu legitimieren und mit spezifischen Förderprogrammen zu unterstützen, wie dies in anderen Bundesländern teilweise schon getan werde.
Hochschulsport ist sehr gefragt
Dass Studierende und Beschäftigte die bereits vorhandenen Gesundheitsangebote wie Sportkurse rege nutzen, kann Ramke nur bestätigen. Der Hochschulsport zähle bis zu 7.000 Teilnehmende pro Woche, manchmal sogar mehr.
Neben dem Interesse an Sportangeboten ergab die Studierendenbefragung – analog zu anderen Erhebungen – auch eine deutliche Nachfrage nach Beratung und Angeboten zum Umgang mit Überlastung, Stress und Prüfungsängsten, zu Zeitmanagement, Achtsamkeit und Selbstorganisation. Hier könnte sich das Studentische Gesundheitsmanagement etwa entsprechende Kurse im Professionalisierungsbereich vorstellen – zumal die Studierenden in ihren späteren Berufen, etwa Lehramt, eine Multiplikator-Funktion einnähmen und so zu einer achtsameren Gesundheitskultur in der Gesellschaft beitragen könnten, so Wohlann.
Auch die Wünsche nach mehr Arbeitsräumen zum Lernen und nach mehr Ruheräumen, um sich zurückziehen zu können, prüft das SGM-Team. Ein Ziel sei es jedenfalls, „den Campus als Wohlfühlort zu gestalten, wo Studierende gerne Zeit verbringen und gesund studieren können.“ sagt Wohlann.
Dazu beitragen könnten perspektivisch etwa Sitzmöbel, die einladen zu sozialer Interaktion, das Verlagern von Yoga- oder ähnlichen Kursen nach draußen bei gutem Wetter, Picknick-Aktionen – aber auch die bereits vorhandenen beim AStA ausleihbaren Sportboxen oder die „Bewegte Pause“, die sich im Sinne einer gesunden Lehre womöglich in weitere Lehrveranstaltungen sinnvoll integrieren lasse. Auch an einem geplanten kleinen Campus-Wochenmarkt mit Ständen lokaler landwirtschaftlicher Betriebe und dem Schwerpunkt gesunde Ernährung wolle sich das SGM im kommenden Frühjahr beteiligen.
Seit Monatsbeginn trägt zusätzlich eine studentische Hilfskraft dazu bei, dass das Studentische Gesundheitsmanagement am Puls der Studierendenschaft bleibt. Und dank Unterstützung des Präsidiums, namentlich des Vizepräsidenten für Verwaltung und Finanzen, Jörg Stahlmann, kämen bald die ersten beiden Trinkwasserspender im Hörsaalgebäude A14 sowie im Foyer des Hauptgebäudes in Wechloy, freut sich Wohlann: „ein erster Beitrag zu einem gesteigerten Wohlbefinden auf dem Campus“.